Mit beträchtlicher Verzögerung gegenüber RHEL 7.2 ist diese Woche CentOS 7.2 fertig geworden. Die Dateinamen der ISO-Images enthalten anstelle der Versionsnummer die Bezeichnung 15.11. CentOS verwendet für seine Medien seit Version 7 Ubuntu-ähnliche Versionsnummern. Ein wenig schleierhaft ist nur, warum die Download-Medien 15.11 und nicht 15.12 im Dateinamen enthalten. Die Freigabe der Medien erfolgte definitiv erst im Dezember.
CentOS 7.2 ist ein inkrementelles Update der CentOS-7-Reihe, d.h. durch regelmäßige Updates wird jedes CentOS-7-System automatisch auf Version 7.2 aktualisiert. Sollten Sie nur sehr unregelmäßig Updates durchführen, kann das Update allerdings scheitern. Abhilfe schafft dann die Deaktivierung der Delta-RPM-Funktion, wie ich dies schon vor einem halben Jahr hier beschrieben habe.
Bei Neuinstallationen muss nach dem ersten Start eine Lizenzvereinbarung akzeptiert werden. Die Dialoge sind ein Musterbeispiel für Unübersichtlichkeit, außerdem sind die deutschen Texte miserabel übersetzt. Das, was Sie letztlich akzeptieren müssen, lautet sinngemäß: CentOS haftet nicht, egal welche Probleme auch auftreten.
Versionsnummern
Die folgende Tabelle fasst die Versionsnummern der wichtigsten Komponenten von CentOS 7.2 zusammen.
Basis Desktop Programmierung Server
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Kernel 3.10 Gnome 3.14 bash 4.2 Apache 2.4
glibc 2.17 KDE 4.10 gcc 4.8 CUPS 1.6
GRUB 2.0 Firefox 38 Java 6/7/8 MariaDB 5.5
Systemd 219 Gimp 2.8 PHP 5.4 qemu/KVM 1.5
X-Server 1.15 LibreOffice 4.3 Python 2.7 Postfix 2.10
Thunderbird --- OpenSSH 6.6
Samba 4.2
Viele Versionsnummern sind im Vergleich zu CentOS 7.0 unverändert, aber es gibt einige bemerkenswerte Überraschungen:
- Systemd: 208 –> 219
- Gnome: 3.8 –> 3.14
- LibreOffice: 4.1 –> 4.3
- Samba: 4.1 –> 4.2
Mit anderen Worten: Der Desktop wurde aktualisiert (Gnome, LibreOffice, Firefox sowieso), was in RHEL 6 bzw. CentOS 6 nicht unüblich war. Unter Gnome ist nach wie vor der Classic-Desktop vorkonfiguriert. KDE-seitig gab es übrigens keine nennenswerten Updates.
Gleichzeitig ist PHP bei der vollkommen überholten Version 5.4 stehen geblieben, was für eine Server-Distribution doch etwas merkwürdig ist.
Fazit
Von den oben erwähnten Update-Problemen mal abgesehen, bleibe ich bei meiner schon mehrfach formulierten Überzeugung: RHEL/CentOS ist als Desktop-Distribution deutlich attraktiver als es allgemein wahrgenommen wird. Wer einen stabilen, nicht unbedingt vollkommen aktuellen Desktop will und keine Lust auf ständige Neuinstallationen hat, macht mit CentOS nichts verkehrt.
Im kommerziellen Server-Segment ist Red Hat Marktführer — da scheint allzuviel Kritik nicht angebracht. Ein Update auf PHP 5.6 fände ich aber dennoch wünschenswert ;-) Vielleicht in RHEL/CentOS 7.3?
Hab CentOS 7.2 (ich nenn das jetzt mal so) auf einem PC angetestet, hab mir allerdings beim ersten Neustart an der Lizenzvereinbarung die Zähne ausgebissen („Wie meinen die das jetzt?“). Das zusammen mit dem bescheuerten Installationsprogramm hat mir dann den zugegebenermaßen kurzen Geduldsfaden reißen lassen, und ich bin zu meiner Slackware zurückgekehrt, die sich solche Spompernadeln gottseidank spart.
Hallo, ich glaube in der Tabelle in die Versionsnummer von systemd falsch. Die sollte doch 219 sein?! Auf meinen Servern ist es auch 219.
Natürlich, ist korrigiert. Danke!