Raspbian auf eine 128-GByte-SD-Karte installieren

Offiziell unterstützt der Raspberry Pi nur den SDHC-Standard (bis 32 GByte), nicht aber den SDXC-Standard für SD-Karten mit mehr Speicher. Das heißt aber nicht, dass es unmöglich ist, derartige SD-Karten zu verwenden. Da ich gerade einen DLNA-Server auf einem Pi-Zero einzurichten möchte, habe ich versucht, Raspbian auf eine 128-GByte-SD-Karte zu installieren — und siehe da: Probleme haben (wieder einmal) nur die Benutzer, die aus der Windows-Welt kommen …

Hintergründe

Es gibt zwei Arten, Raspbian zu installieren:

  • NOOBS: Hier wird die SD-Karte FAT-formatiert, anschließend werden die NOOBS-Installationsdateien einfach auf die SD-Karte kopiert. Das ist anfängerfreundlich und auch unter Windows leicht zu bewerkstelligen.

  • Image: Bei dieser Variante wird das Raspbian-Image blockweise auf die SD-Karte kopiert — unter Linux üblicherweise mit dd. Das erfordert ein wenig technisches Wissen (richtiger Device-Name!) und setzt voraus, dass ein Windows- oder OS-X-Rechner zur Verfügung steht.

Die Image-Installation funktioniert unabhängig von der Größe der SD-Karte.

Probleme gibt es nur bei der NOOBS-Variante. Der SDXC-Standard sieht nämlich vor, dass auf SD-Karten mit mehr als 32 GByte ein exFAT-Dateisystem einzusetzen ist. An sich ist das durchaus vernünftig, nur: Der Boot-Vorgang des BCM2835/BCM2836-Chips setzt voraus, dass sich die Boot-Dateien auf der ersten Partition der SD-Karte in einem FAT-Dateisystem befinden. Mit anderen Worten: Der NOOBS-Bootvorgang scheitert, wenn große SD-Karten ein exFAT-Dateisystem verwenden.

Große SD-Karten FAT-formatieren

Nun denn, dann formatieren wir die SD-Karte eben mit einem FAT-Dateisystem, bevor wir die NOOBS-Dateien dorthin kopieren. Am einfachsten gelingt dies unter OS X: Im Festplattendienstprogramm wählen Sie Löschen und wählen dann MS-DOS-Dateisystem (FAT) aus.

Wenig Probleme gibt es auch unter Linux. Die folgenden Kommandos gelten unter der Annahme, dass /dev/sdc das Device der SD-Karte ist.

umount /dev/sdc*
parted /dev/sdc mklabel msdos
parted /dev/sdc 'mkpart primary fat32 1MiB -1MiB'
mkfs.vfat -F 32 /dev/sdc1

Einzig Windows muckt: Wenn Sie die SD-Karte im Explorer auswählen und zu formatieren versuchen, stehen nur die Dateisysteme NTFS und exFAT zur Wahl. Ebenso inflexibel ist das format-Kommando, das in cmd.exe ausgeführt werden kann. Auch keine Hilfe ist das offizielle Formatierungsprogramm der SD Association (Download-Link) — es hält sich konsequenterweise an den SDXC-Standard und verwendet ohne irgendwelche Einstelloptionen exFAT.

Erfolg hatte ich schließlich mit dem kostenlosen (GPL!) Programm guiformat.exe von Ridgecrop. KLicken Sie auf der guiformat-Seite einfach auf den Screenshot, um das winzige, in eine ZIP-Datei verpackte Programm hinunterzuladen.

FAT32-Formatierung auch für große SD-Karten
FAT32-Formatierung auch für große SD-Karten

NOOBS-Installation

Egal, unter welchem Betriebssystem Sie die SD-Karte formatiert haben: Die nachfolgende NOOBS-Installation verläuft vollkommen unkompliziert.

NOOBS-Installation
NOOBS-Installation

Während der Installation verkleinert das Installationsprogramm die FAT-Partition und richtet diverse neue Partitionen ein. Raspbian landet schließlich auf der 118 GByte großen Partition /dev/mmcblk0p6.

pi@test128:~ $ lsblk
NAME        MAJ:MIN RM    SIZE RO TYPE MOUNTPOINT
mmcblk0     179:0    0  119,1G  0 disk 
  mmcblk0p1 179:1    0 1023,5M  0 part 
  mmcblk0p2 179:2    0      1K  0 part 
  mmcblk0p3 179:3    0     32M  0 part /media/pi/SETTINGS
  mmcblk0p5 179:5    0     63M  0 part /boot
  mmcblk0p6 179:6    0    118G  0 part /

pi@test128:~ $ df -h
Dateisystem    Größe Benutzt Verf. Verw% Eingehängt auf
/dev/root       116G    3,3G  107G    3% /
devtmpfs        459M       0  459M    0% /dev
tmpfs           463M       0  463M    0% /dev/shm
tmpfs           463M     13M  451M    3% /run
tmpfs           5,0M    4,0K  5,0M    1% /run/lock
tmpfs           463M       0  463M    0% /sys/fs/cgroup
/dev/mmcblk0p5   63M     20M   44M   31% /boot
tmpfs            93M       0   93M    0% /run/user/1000
/dev/mmcblk0p3   27M    1,6M   24M    7% /media/pi/SETTINGS

Kurzfassung

Alle, die Raspbian oder andere Pi-Betriebssysteme als Image-Datei auf eine SD-Karte kopieren, können große SDXC-Karten wie herkömmliche SDHC-Karten verwenden.

NOOBS-Freunde müssen den Datenträger zuerst mit einem FAT32-Dateisystem formatieren. Unter OS X und Linux gelingt das mit Bordmitteln, nur unter Windows ist ein spezielles Formatierprogramm erforderlich (z.B. guiformat).

Einschränkungen

Es gibt im Internet diverse Berichte, dass die Installation auf sehr großen SD-Karten gescheitert ist. Ich habe meine Tests nur mit einer einzigen SD-Karte durchgeführt, und zwar mit diesem Sandisk-Modell. Ich sehe zwar keinen Grund, warum es nicht mit anderen SD-Karten ebenso funktioniert, aber versprechen kann ich natürlich nichts. Werfen Sie gegebenenfalls einen Blick auf die folgende Seite, wo einige offensichtlich inkompatible Modelle aufgelistet werden.

http://elinux.org/RPi_SD_cards