Der Rheinwerk Verlag, bei dem der Großteil meiner Bücher aus den letzten 10 Jahren erschienen sind, hat sich kürzlich dazu entschieden, einen Teil der Titel auch als Kindle-E-Books bei amazon.de anzubieten. (Schon immer konnten Sie Rheinwerk-Titel als Buch bei amazon kaufen — aber eben nicht als E-Book.) Für den Verlag gibt es gute Gründe dafür, E-Books via amazon zu verkaufen; aber es gibt auch Argumente dagegen. In diesem Text versuche ich Sie zu überzeugen, E-Books lieber direkt beim Rheinwerk Verlag zu erwerben.
Anmerkung: Dieser Blog-Beitrag gibt meine ganz persönliche Meinung zu diesem Thema wieder. Der Text hat nichts damit zu tun, was der Rheinwerk Verlag zu diesen Fragen denkt. Allerdings habe ich selbst fast 10 Jahre eigene E-Books bei amazon verkauft bzw. über meine eigene Website vermarktet (ebooks.kofler). Insofern glaube ich zu wissen, wovon ich hier spreche/schreibe.
Argument 1: Drei E-Books anstatt von einem
Wenn Sie ein E-Book bei amazon kaufen, erhalten Sie Zugriff auf die E-Book-Datei im proprietären MOBI-Format. Sie können das Buch somit nur auf den Geräten (Kindle etc.) lesen, die mit Ihrem amazon-Konto verbunden sind.
Kaufen Sie das gleiche E-Book zum gleichen Preis beim Rheinwerk Verlag, erhalten Sie es in drei Formaten: EPUB (fast alle Geräte inkl. iPad), MOBI (Kindle) und PDF (Notebook, Computer, Tablet).
Argument 2: PDF statt EPUB/MOBI
Ich bin der festen Überzeugung, dass die Formate EPUB und MOBI zur Darstellung von Fachbüchern und speziell zur Darstellung von IT-Büchern ungeeignet sind. Keine Frage, einen Roman kann man mit diesen Formaten perfekt abbilden/lesen, in beliebiger Formatgröße (vom Smartphone bis zum PC-Monitor) und in beliebiger Schriftgröße.
Die Formate MOBI/EBUP versagen aber bei der lesefreundlichen Darstellung von Listings (Zeilenumbruch) und komplexen Tabellen.
Sofern Sie nicht vor haben, IT-Bücher auf Ihrem Smartphone zu lesen (ohnedies keine gute Idee), ist PDF das bessere Format: Listings, Tabellen, Abbildungen und Fließtext sind auf die Seitengröße optimiert und mit viel Handarbeit (ich setze alle meine Bücher selbst!) lesefreundlich gestaltet. Selbstverständlich nutzen die PDFs Farben, sowohl in Abbildungen als auch bei Listings (Syntax Highlighting). Eine PDF entspricht eher dem »richtigen« Buch als EPUB/MOBI. Es ist damit leichter, eine schon einmal gelesene Seite wiederzuerkennen bzw. wiederzufinden.
Argument 3: Steuergerechtigkeit
amazon hat zuletzt beachtliche Gewinne erwirtschaftet, zahlt dafür aber kaum Steuer (und die wenigen Steuern wiederum in aller Regel nicht in Europe und schon gar nicht in D/A/CH sondern bestenfalls in Irland). Dank einer merkwürdigen internationalen Gesetzgebung ist das leider durchaus legal — aber eben nicht fair.
Der Rheinwerk Verlag ist dagegen ein deutsches Unternehmen. Es muss seine Steuern in Deutschland zahlen.
Anmerkung: Ich beziehe mich hier explizit auf die Besteuerung der Gewinne. Bei der Umsatz-/Mehrwertsteuer ist der E-Book-Verkauf von amazon dem Verkauf bei anderer europäischer Verlagen/Firmen/Händlern gleichgestellt.
Argument 4: Für einen kleinen Aufpreis das gedruckte Buch dazu
Auf der Website des Rheinwerk Verlags haben Sie die Wahl:
- E-Book
- gedrucktes Buch (in der Regel 5 Euro Aufpreis)
- Kombiangebot aus gedrucktem Buch und E-Book (in der Regel 10 Euro Aufpreis)
Ich finde vor allem das Kombi-Angebot attraktiv. Es vereint die Vorteile beider Welten.
Noch eine Antwort auf die ewige Frage, warum das E-Book nicht viel billiger ist als das gedruckte Buch: Sie zahlen für den Inhalt, nicht für das Papier. Sie zahlen dafür, dass ich den Text verfasse und oft monatelang nichts anderes tue, als mich mit Linux, Kotlin oder welchem Thema auch immer zu beschäftigen. Sie zahlen dafür, dass der Verlag sich um Lektorat, Korrektur, Layout und Vermarktung kümmert. Und Sie zahlen dafür, dass Buchhandlungen bzw. amazon Bücher in Regale stellen, verkaufen und bis vor Ihre Haustüre liefern bzw. auf Ihr Gerät übertragen. (Übrigens verdient die Buchhandlung Ihrer Wahl bzw. amazon mit jedem verkauften Buch oder E-Book das Zwei- bis Dreifache dessen, was bei mir ankommt. Aber so sind nun einmal die Spielregeln.)
Warum überhaupt die Vermarktung über amazon?
Kein Verlag wird dazu gezwungen, Bücher und/oder E-Books bei amazon zu verkaufen. Aber natürlich ist amazon für viele Käufer die erste Adresse. Aus Kundensicht funktioniert amazon perfekt. Kurze Lieferzeiten, unkomplizierte Abwicklung.
Hinzu kommt: Das Ranking und die Rezensionen auf amazon entscheiden heute maßgeblich über den Erfolg von Büchern. Selbst viele Käufer, die in traditionellen Buchhandlungen kaufen, recherchieren zuerst auf amazon. Was dort nicht gefunden wird, existiert scheinbar gar nicht.
Naturgemäß bevorzugt amazon Titel, die es als E-Books verkaufen kann. Kindle-E-Books binden die Kunden langfristig innerhalb der amazon-Welt und ersparen amazon Versand- und Lagerkosten. Klar, dass amazon immer zuerst die Kindle-Angebote anzeigt und immer widerwilliger auch echte Bücher …
Schlusswort
Zuerst einmal: Bitte kaufen Sie weiterhin meine Bücher oder E-Books, ganz egal, ob in Ihrer Lieblingsbuchhandlung, auf der Rheinwerk-Website, bei amazon oder bei anderen Händlern. Vielen Dank dafür! Vielen Dank auch für alle positiven Rezensionen und für jedes Feedback per Mail! (Ich bemühe mich im Gegenzug seit über 30 Jahren, Ihnen bestmögliche Qualität zu liefern.)
Und dann: Wenn es Ihnen nicht zu kompliziert ist, erwägen Sie den Kauf direkt über Ihre Buchhandlung oder die Rheinwerk-Website. Ja, Sie müssen dazu womöglich noch ein Konto einrichten. Aber so schwierig ist das auch wieder nicht, oder?
Ich zahle auch für das Papier. Ein eBook sollte mindestens so viel günstiger sein wie Kosten für Druck und Transport gespart werden. Ohne echte Zahlen zu kennen kommt es mir doch unplausibel vor einen Papierklotz wie das Linux Buch für 5€ herzustellen. Auch wenn es nur kostenlosen „lorem ipsum“ Text enthielte.
Bei schnell veraltenden Fachbüchern nicht so wichtig, bei Literatur aber durchaus: Ein gedrucktes Buch kann auch in 100 Jahren noch gelesen werden, wenn womöglich niemand mehr weiß was mobi oder pdf ist. Auch lässt es sich problemlos verleihen oder verschenken. Ein eBook ist also de Facto eher eine Miete als ein Kauf, was sich im Preis widerspiegeln sollte.
Ich kaufe die Rheinwerk-Bücher immer direkt beim Verlag, wenn möglich als Buch/eBook-Bundle. Das gedruckte Buch lese ich tagsüber lieber auf Papier oder nehme es als Nachschlagewerk. Das eBook lese ich gerne im Bett am iPad. Zudem hat es für mich auch einen irgendwie „ideellen Wert“, wenn es direkt vom Verlag kommt, anstatt eines von Millionen im Massenverkauf bei amazon. Ich bin ein großer Fan der Rheinwerk=Bücher.
Vielen Dank Herr Kofler für die sehr informativen und wirklich lehrreichen Inhalte, deren sicherlich mühevollen Erstellung ich sehr schätze!
Ich kaufe seit meiner Kindheit in der gleichen Buchhandlung und das aus Überzeugung und zu Recht, wie ich vor kurzem beim Kauf zweier engl. Mathelehrbücher erfahren musste, die bei Amazon teurer gewäsen wären, als in der Buchhandlung (und zwar deutlich).
Beim Rheinwerk-Verlag muss ich davon leider abweichen, da ich von den Bundle Paketen begeistert bin. Leider ist es aber bei Fachverlag immer üblicher geworden, einerseits die Qualität der Bücher zu reduzieren (hier meine ich die Material qualität), bei Übersetzungen zu schlampen (Physiker kennen vielleicht die Bücher „Jackson“ und „Cohen-Tannoudji“, beide mussten kurz nach der 3. Auflage in einer 4. fehlerbehobenen neuveröffentlicht werden), aber gleichzeitig Preise anzuziehen. Klar ist das das Internet (Fach-) Informationen frei verfügbar macht und Buchverlage dadurch in Bedrängnis geraten (Wer kauft denn heutzutage noch Fach/Lehrbücher von Der jungen Generation, zumindest weniger). Deshalb möchte ich mich bei Ihnen bedanken, das Ihre Bücher immer qualitativ hochwertig geblieben sind und das für mich im speziellen seit 22 Jahren. DANKE
Ich neuere Bücher von ihnen direkt beim verlag gekauft. Was ich ein wenig schade finde, das bei neueren Versionen der Bücher kein spizielle updatepreis gibt. Da muss man den vollen Beitrag hinblättern.
Ja, es wäre großartig, wenn der Verlag (von mir aus nur für E-Books) ein preisreduziertes Update-Service anbieten könnte: z.B. 2. Auflage für 50% des Preises, wenn die 1. Auflage gekauft wurde. Geht aber wieder einmal nicht wegen der Buchpreisbindung :-( Generell frage ich mich schon seit geraumer Zeit, ob dieses Gesetz, das eigentlich kleine Buchhandlungen vor ruinösem Wettbewerb schützen soll, wirklich noch zeitgemäß ist.