Nach wie vor bietet die MATE-Variante von Ubuntu die beste Unterstützung für den Raspberry Pi. Vorausgesetzt wird die Version 2 mit einer ARMv7-CPU. Die älteren Modelle, aber auch das neue Zero-Modell enthalten dagegen ein System-on-a-Chip mit ARMv6-Architektur, das nicht kompatibel zu Ubuntu ist.
Die Hardware-Unterstützung für den Raspberry Pi hat sich in der aktuellen Version stark gegenüber Ubuntu MATE 15.04 verbessert. Einzig raspi-config
oder ein vergleichbares Konfigurationswerkzeug fehlt noch.
Installation
Zur Installation laden Sie das MATE-Image von https://ubuntu-mate.org herunter, dekomprimieren es mit bunzip2
und übertragen es auf eine leere, zumindest 4 GByte große SD-Karte.
Beim ersten Start erscheint ein Installationsassistent, in dem Sie die gewünschte Sprache, die Zeitzone, das Tastaturlayout und schließlich den Rechnernamen und Ihre Account-Daten einstellen. Die nachfolgenden, automatisch ausgeführten Konfigurationsarbeiten dauern ein paar Minuten.
Danach erscheint direkt die Login-Box, die in den MATE-Desktop führt und bei Linux-Veteranen Erinnerungen an das Gnome-2-Zeitalter weckt. Der Desktop sieht gut aus und lässt sich einfach bedienen. Insgesamt ist die Oberfläche aber schwerfälliger als unter Raspbian, das stärker auf bestmögliche Performance optimiert ist.
SD-Karte vollständig nutzen
Egal, wie groß die SD-Karte ist, Ubuntu MATE nutzt anfänglich nur knapp die ersten 4 GByte. Um die ganze Karte zu nutzen, müssen Sie die zweite Partition der SD-Karten löschen und dann neu erstellen, wobei der Startsektor gleich bleiben muss. Das folgende Listing illustriert die Vorgehensweise. Die Eingaben sind mit <----
markiert.
sudo fdisk /dev/mmcblk0
Welcome to fdisk (util-linux 2.26.2).
Command (m for help): p <----
Disk /dev/mmcblk0: 7,4 GiB, 7969177600 bytes, 15564800 sectors
Units: sectors of 1 * 512 = 512 bytes
Sector size (logical/physical): 512 bytes / 512 bytes
I/O size (minimum/optimal): 512 bytes / 512 bytes
Disklabel type: dos
Disk identifier: 0x6daf3206
Device Boot Start End Sectors Size Id Type
/dev/mmcblk0p1 * 2048 133119 131072 64M c W95 FAT32 (LBA)
/dev/mmcblk0p2 133120 7679999 7546880 3,6G 83 Linux
Command (m for help): d <----
Partition number (1,2, default 2): 2 <----
Partition 2 has been deleted.
Command (m for help): n <----
Partition type
p primary (1 primary, 0 extended, 3 free)
e extended (container for logical partitions)
Select (default p): p <----
Partition number (2-4, default 2): 2 <----
First sector (133120-15564799, default 133120): <---- (einfach Return drücken)
Last sector, +sectors or +size{K,M,G,T,P} (133120-15564799,
default 15564799): <---- (einfach Return drücken)
Created a new partition 2 of type 'Linux' and of size 7,4 GiB.
Command (m for help): p <----
Disk /dev/mmcblk0: 7,4 GiB, 7969177600 bytes, 15564800 sectors
...
Device Boot Start End Sectors Size Id Type
/dev/mmcblk0p1 * 2048 133119 131072 64M c W95 FAT32 (LBA)
/dev/mmcblk0p2 133120 15564799 15431680 7,4G 83 Linux
Command (m for help): w <----
The partition table has been altered.
Calling ioctl() to re-read partition table.
Re-reading the partition table failed.: Device or resource busy
The kernel still uses the old table. The new table will be used
at the next reboot or after you run partprobe(8) or kpartx(8).
Nach einem Neustart müssen Sie auch das Dateisystem an die vergrößerte Partition anpassen:
sudo reboot
sudo resize2fs /dev/mmcblk0p2
Neu in Ubuntu MATE 15.10
Im Vergleich zu MATE 15.04 gibt es natürlich die üblichen Versions-Updates, auf die ich hier nicht eingehe. (Eine Zusammenstellung der wichtigsten Versionsnummern von Ubuntu 15.10 finden Sie hier.) Davon abgesehen gibt es aber einige Raspberry-Pi-spezifische Neuerungen, die durchaus von Interesse sind:
- Ubuntu MATE verwendet jetzt so wie aktuelle Raspbian-Versionen Kernel Device Trees. Zur Nutzung spezieller Hardware-Komponenten oder -Funktionen muss wie in Raspbian
/boot/config.txt
geändert werden. Details sind in der Datei/boot/overlays/README
ausführlich beschrieben. -
Das neue Kommando
raspi-gpio
aus dem gleichnamigen Paket bietet eine unkomplizierte Möglichkeit, GPIOs auszulesen bzw. zu verändern. Es gibt zwar keineman
-Seite, dafür liefertraspi-gpio
einen recht ausführlichen Hilfetext. Die GPIOs werden in der Broadcom-Nomenklatur adressiert, nicht über Pin-Nummern! Das Kommando muss mitroot
-Rechten (mitsudo
) ausgeführt werden. -
Das RPi.GPIO-Modul zur Python-Programmierung ist jetzt standardmäßig für die Pyhton-Versionen 2 und 3 installiert. Anders als unter Raspbian erfordert die Nutzung der RPi.GPIO-Funktionen aber weiterhin
root
-Rechte. -
Auch die
wiringpi
-Bibliothek samt dem Kommandogpio
ist standardmäßig installiert. Dieses Kommando kann die GPIO-Funktionen auch ohneroot
-Rechte steuern. -
Der SSH-Server ist standardmäßig installiert und aktiv.
Unterschiede zu Raspbian
Vom Desktop einmal abgesehen gibt es einige weitere grundlegende Unterschiede zwischen Raspbian und Ubuntu MATE:
-
Die Konfigurationshilfe
raspi-config
steht nicht zur Verfügung, weder als Kommando noch als grafische Benutzeroberfläche. Zur Konfiguration ist daher mehr Handarbeit und Know-how erforderlich. -
Die Ausführung von
sudo
erfordert die Angabe des Login-Passworts. Wenn Sie das stört, können Sie/etc/sudoers
entsprechend anpassen. Sicherer ist aber definitiv der Ansatz von Ubuntu! -
Die Pakete für Mathematica und die Wolfram Language stehen nicht zur Verfügung.
Ich habe unter Lubuntu 15.10 einfach in der Konsole:
sudo apt install raspi-config
eingegeben und raspi-config steht seither zur verfügung, die sollte doch sicher auch bei Ubuntu Mate 15.10 funktionieren ;-)
da die Grundkonfiguration von Ubuntu doch ganz anders ist als die von Raspbian, funktioniert raspi-config sicher nur teilweise
Die Resize-Option in raspi-config funktioniert jedenfalls.