Fedora 20

Wer sich für Linux-Interna interessiert und deren Weiterentwicklung verfolgt, für den ist jede neue Fedora-Version ein spannender Augenblick. Und Fedora 20 enttäuscht in dieser Hinsicht nicht …

journalctl

Bei Minimalinstallationen ist /var/log/messages nun endgültig der Journal-Funktion von systemd zum Opfer gefallen. Der Verlust ist aber verschmerzbar, weil die neue Journal mit dem neuen Kommando journalctl unkompliziert zu lesen ist. Zahlreiche weitere Optionen sind in man journalctl aufgelistet.

journalctl             = less /var/log/messages
journalctl -b            wie oben, aber nur Meldungen
                         seit dem letzten Neustart
journalctl -k            wie oben, aber nur Kernelmeldungen
                         seit dem letzten Neustart
journalctl -p 2          wie oben, aber nur wichtige Meldungen
                         (emerg, alert, crit)
journalctl | grep abc  = grep abc /var/log/messages
journalctl -f          = tail -f /var/log/messages

Bei einer gewöhnlichen Fedora-Desktop-Installation steht /var/log/messages wie bisher zur Verfügung, weil zusammen mit den Desktop-Paketen automatisch auch rsyslog installiert wird. In diesem Fall arbeiten das systemd-Journal und rsyslog aus Kompatibilitätsgründen parallel. Es bleibt Ihnen überlassen, ob Sie das neue journalctl-Kommando verwenden oder die Textdateien in /var/log/ auswerten.

Ärger mit Gnome 3.10

Gnome 3.10 ermöglicht es, das Fenstermenü mit der Titelzeile des Fensters zu verschmelzen. Der Fachbegriff lautet CSD = Client Side Decoration. Dieses Feature wird zwar momentan nur von ausgewählten Programmen unterstützt (z.B. Nautilus), ist aber durchaus attraktiv, weil es Platz spart.

Blöd nur, dass damit die für mich wichtigste Option des Gnome Tweak Tools unwirksam wird: die Möglichkeit, den fehlenden Minimieren-Button wieder in die Fensterleiste einzubauen. Das funktioniert nämlich nun nur noch bei alten Programmen im Gnome-3.08-Look, nicht aber bei modernen Gnome-Programmen mit den platzsparenden Fensterleisten. Warum nur müssen die Gnome-Entwickler ihren Anwender mit aller Gewalt vorschreiben, wie die Benutzeroberfläche zu funktionieren hat? Werd‘ ich mich halt daran gewöhnen müssen, dass man Fenster nur mehr per Kontextmenükommando minimieren kann. Im Gegensatz zu den Gnome-Fundamentalisten erscheint es mir nämlich durchaus oft zweckmäßig, ein Fenster nur zu minimieren und eben nicht gleich zu schließen. Grummel …

Nautilus mit CSD und ohne Minimize-Button, Terminal ohne CSD, aber mit Minimize
Nautilus mit CSD und ohne Minimize-Button, Terminal ohne CSD, aber mit Minimize

Unbegreiflich auch, dass ich zuerst einen zweiten Benutzer einrichten muss, damit ich im Systemmenü die Möglichkeit habe, mich auszuloggen. Ja, manche Konfigurationsänderungen werden erst wirksam, wenn man sich aus- und neu einloggt. Und nein, ich will den Rechner deswegen nicht jedes Mal neu starten.

Neue GUI zur Paketverwaltung

Als neue Benutzeroberfläche für Paket-Updates und -Installationen gilt das neue Gnome-Programm Application Installer. Offensichtlich soll das Programm ein Gegenstück zu Ubuntus Software-Center bzw. zum App Store von Apple werden. Kommerzielle Ambitionen gibt es dabei keine, wohl aber soll die Paketinstallation benutzerfreundlicher werden. Aktualisierungen werden dabei nach Möglichkeit im Rahmen eines Neustarts durchgeführt, wie man dies von OS X und Windows kennt.

Das Programm ist freilich noch recht unausgereift und wird wohl noch mehr Fedora-Anwender dazu bringen, auf eine GUI zur Paketinstallation zu verzichten und gleich mit yum zu arbeiten.

Apache? Nie gehört ...
Apache? Nie gehört …

Versionen

Hier die obligatorische Übersicht der wichtigsten Programmversionen:

Basis                Desktop                Server
-----------------    --------------------   ---------------
Kernel    3.11       Gnome        3.10      Apache   2.4
gcc       4.8        KDE          4.11      CUPS     1.7
glibc     2.18       Firefox      25        MariaDB  5.5
X-Server  1.14       Gimp         2.8       OpenSSH  6.3
GRUB      2.0        LibreOffice  4.1       PHP      5.5
Systemd   208                               Samba    4.1

Der Kernel soll in naher Zukunft durch ein Update auf 3.12 aktualisiert werden. Auch Firefox wird natürlich regelmäßig aktualisiert.

Weniger ist mehr

Wenn Sie Fedora vom Live-Datenträger installieren, gilt die Device Weniger ist mehr. Nicht mehr automatisch installiert werden unter anderem Boxes, Deja-Dup, Simple-Scan, GNote, Transmission alle Spiele, Gnome Weather etc.

Etwas inkonsequent: Bei einer Standard-Installation von der Komplett-DVD werden diese Programme alle weiterhin installiert. Die vollständige Installations-DVD umfasst daher unverändert rund 4,5 GByte.

Unabhängig vom Installationsweg verzichtet Fedora nun auf sendmail als Standard-MTA. Das ist gerade bei Desktop-Systemen sinnvoll, bei denen ein Mail Server zumeist überflüssig ist.

Font-Tuning

Wer mit der Darstellung von Fonts in Fedora unglücklich ist, findet auf der Website worldofgnome.org ein ausführliches HowTo zur Installation der kostenlosen Microsoft-Schriften sowie zur Aktivierung eines besseren Font-Anti-Aliasing (Paket freetype-freeworld aus der RPMFusion-Paketquelle).

Achtung, fedup-Hickup

Meine nun bald jahrzehntelange Aversion gegen Distributionsupdates hat mit Fedora 20 neue Nahrung erhalten: Der Versuch, Fedora 18 oder 19 mit fedup ohne Neuinstallation auf Fedora 20 zu aktualisieren, scheitert in vielen Fällen an einem Fehler in fedup. Dieser soll demnächst durch ein Update auf Version 0.8 behoben werden. Warten Sie also unbedingt dieses Update innerhalb Ihrer Fedora18/19-Installation ab, bevor Sie mit der Aktualisierung auf Fedora 20 beginnen. Hintergründe gibts wie üblich bei lwn.net.