Fedora 27

Mit der mittlerweile üblichen Verspätung wurde vorige Woche Fedora 27 fertig. Wie üblich bietet Fedora die optimale Spielwiese für Linux-Fan, die Software in der jeweils neuesten Version ausprobieren möchten. Abgesehen von den Neuerungen, die sich durch den Wechsel auf Gnome 3.26 ergeben (z.B. neues Konfigurationsprogramm), gibt es bei der Desktop-Version aber kaum fundamentale Änderungen.

Versionsnummern und Software-Neuerungen

Basis           Desktop            Programmierung    Server
--------------  ------------------ --------------    --------------
Kernel    4.13  Gnome        3.26  bash       4.4    Apache     2.4
glibc     2.26  Firefox        57  gcc        7.2    CUPS       2.2
X-Server  1.19  Gimp          2.8  Java       8/9    MariaDB   10.2
Wayland   1.14  LibreOffice   5.4  PHP        7.1    OpenSSH    7.5
Mesa      17.2  Thunderbird    52  Python     3.6    qemu/KVM  2.10
Systemd    234                                       Postfix    3.2
NetworkMan 1.8                                       Samba      4.7
GRUB      2.02 

Ein paar Anmerkungen:

  • Ein Update auf Kernel 4.14 soll in den nächsten Wochen folgen.

  • In Gnome wurde eine experimentelle Version zur Bildschirmfreigabe integriert, die Wayland-kompatibel ist. Die Einstellungen sind im Modul Freigabe der Gnome-Einstellungen zu finden. Technisch basieren die Funktionen auf dem neuen Video-Framework pipewire. Hintergründe und technische Details können Sie im ctrl.blog und im Gnome-Wiki oder auf golem.de nachlesen.

  • Ein neuer Weg um festzustellen, ob das Grafiksystem Wayland verwendet, bietet die Variable $WAYLAND_DISPLAY. Mit dem Kommando xlsclients können die Programme ermittelt werden, die weiterhin im Xorg-Kompatibilitätsmodus laufen ((Hintergründe)[https://docs.fedoraproject.org/f27/system-administrators-guide/Wayland.html]).

  • Als Default-Java-Version gilt weiterhin Java 8. Die Java-9-Pakete (Paketnamen java-9-openjdk, java-9-openjdk-devel und java-9-openjdk-jmod) gelten als Technology Preview.

  • Mit pip3 installierte Python-Pakete werden nun in /usr/local gespeichert. Solche, die mit sudo pip3 installiert werden, landen in /usr/local/lib/pythonX.Y/site-packages (Hintergründe).

  • TRIM für SSDs wird nun auch für verschlüsselte Dateisysteme unterstützt (Hintergründe)

  • Das grafische Paketverwaltungsprogramm Yumex-DNF steht nicht mehr zur Verfügung. Es wurde durch dnfdragora ersetzt. Das Programm ist damit eine Alternative zum Gnome-Programm Software, das sich an Einsteiger richtet. Einen überzeugenden Eindruck hat dnfdragora allerdings nicht bei mir hinterlassen. Beispielsweise zeigt das Programm keine Versionsnummern der Pakete an. Auch die Bedienung ist gewöhnungsbedürftig.

dnfdragora ist eine neue GUI zur Paketverwaltung, die bislang aber nicht überzeugen kann

Fedora Server (Projekt Boltron)

Umwälzende Neuerungen soll es bei Fedora Server geben (Projekt »Boltron«, siehe hier). Anstelle einzelner Pakete sollen Paketgruppen für bestimmte Aufgaben (z.B. für einen Web-Server) zu Modulen zusammengefasst werden. Längerfristig soll dieses Konzept es ermöglichen, Module getrennt voneinander zu warten und zu aktualisieren. Das Konzept ist im Detail auf der Seite Fedora Modularity erläutert.

Fedora Server 27 steht aktuell aber erst in einer Betaversion zur Verfügung, die endgültige Version soll ca. bis Jahresende folgen. Die praktische Relevanz wird ohnedies gering bleiben, weil Fedora wegen seines kurzen Wartungszeitraums als Server-Distribution weitgehend ungeeignet ist. Red Hat betrachtet Fedora Server aber offensichtlich als Experimentierwiese. Möglicherweise landen manche Ideen aus Fedora Server dann später in künftigen RHEL-Versionen.

Update 13.12.2017: Wie pro-linux.de berichtet, sind die Modularisierungsbemühungen für Fedora Server gescheitert. Es soll im Januar 2018 eine gewöhnliche Version von Fedora Server geben. Wie es mit dem Projekt Boltron weitergehen soll, ist unklar.

Links und Quellen

3 Gedanken zu „Fedora 27“

  1. Hallo Herr Kofler,
    seit Fedora Core 6 nutze ich privat Fedora auf mindestens einem PC und seit der Neuausrichtung von Fedora vor einigen Jahren (Fedora 21/22?) und der Konzentration auf Gnome bei der Workstation läuft es bei mir als Hauptsystem, neben openSuse.
    Version 27 ist die erste, die mit dem quell-offen Nouveau Treiber meine Grafikkarte nutzen kann, ohne das das System dabei einfriert. Bis jetzt konnte ich Nouveau leider immer vergessen. Entweder liegt es daran, das der Treiber mit Wayland besser harmoniert, oder das die Nouveau-Entwickler ihn verbessert haben, oder beides.

    Und zu dnfdragora:
    Vermutlich ist in den letzten Tagen ein update heraus gekommen, da man jetzt auch Versionsnummern sehen kann, muss dafür aber den Schieber im Feld nutzen. War das nicht auch bei Ubuntu 16.04 ebenso, das man erst nach einem grösseren update des Gnome-Software-Centers Versionsnummern angezeigt bekam? Bin mir da nicht mehr so sicher.

    Jedenfalls habe ich bisher nur einen kleinen Schönheitsfehler entdeckt, der mich aber nicht so wirklich stört.
    Wenn ich die Gnome-Suche verwende, „findet“ er auch immer „unbekannte Dokumente“, unter denen sich z.T. echte Dokumente befinden, teilweise aber auch einfach nur den Evince öffnet. Die neue Suche ist ja überarbeitet worden und ich denke, das der Bug bis zur nächsten Version behoben sein wird. Vielleicht gibt es ja auch schon Antworten dazu im Netz.

    Zum Schluss kann ich nur eines sagen, Fedora 27 ist eine sehr gute Distro, leider bin ich erst mit Verspätung dazu gekommen sie zu installieren (eigne ich mich dafür jetzt eigentlich für das Fedora Projekt?!?)

    MfG

  2. Bisher war ich ein ausgemachter Fan von Fedora, als ich dann aber jetzt versuchte, meine „alte“ Fedora 23 auf dem Laptop und Desktop durch Fedora 27 zu ersetzen, hat mich das kuriert.
    Der Laptop hat 3 HDs wobei auf der 1. Windows residiert, Fedora war bisher auf der 2. HD installiert, gebootet wurde mit dem Windows Bootloader via EasyBCD. Fedora 27 läßt sich auf der 2. HD problemlos installieren, aber ob man den Linux Bootloader dann in den Bootsektor der gesamten HD 2 oder der Partition schreibt, EasyBCD kann beides nicht mehr booten. Mehrfach probiert, mit entsprechendem Zeitaufwand. Gerechterweise: mit dem aktuellen CentOS geht’s auch nicht. Ubuntu machts, – genauso wie das alte Fedora. – Also auf Linux Mint gewechselt, – läuft.
    Noch schlimmer war’s auf dem Desktop. Hier Fedora 27 auf einer neuen Partition der 1. HD installiert, ausdrücklich angegeben, gar keinen Bootsektor zu schreiben, den habe ich dann händisch im Bootsektor der Installations-Partition platziert. Am Ende der Installation taucht eine kleine Fehlermeldung im Log auf, die irgendwas von Bootsektor erzählt, – also vom Installer, der eigentlich gar nichts schreiben sollte, – und klar: Der Rechner bootet gar nicht mehr. Noch schlimmer: Selbst mit Windows Reparatur-Mitteln war nichts mehr zu machen. – Image wieder aufgespielt, – nochmal probiert: Hätte ja sein können, dass man doch irgendwo falsch geklickt hat, diesmal auch ohne dass ich etwas selbst am Bootsektor getan hätte: Das gleiche Spiel, der Rechner bootet nicht mehr und auch eine Windows Reparaturdisk hilft nicht mehr. Da kommt dann jetzt wohl auch ein Ubuntu-Derivat drauf.
    Grausam, – was eine Zeitverschwendung -, scheint als ob der Fedora-27-Installer nur noch mit der Windowseigenen Highlander-Einstellung: Es kann nur eines geben, – klarkommt.
    Vorletzte Woche hat die Entscheidung der Stadt München wieder zu Microsoft zu wechseln bei mir ja noch Unverständnis und Kopfschütteln produziert, – jetzt dämmert bei mir Verständnis. Vielleicht sollten die Pfleger all der unterschiedlichen Distributionen mal daran arbeiten, dass wenigstens eine vernünftig funktioniert.

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