Fedora 23 / Gnome 3.18 im HiDPI-Modus (Retina)

Nach ersten Tests mit einem Intel-Onboard-Grafiksystem verfüge ich mittlerweile über ein weiteres 4k-Testsystem, diesmal mit einer passiven AMD-Grafikkarte (Sapphire Radeon R7 250E Ultimate). Diese lautlose Grafikkarte schafft 3840×2160 Pixel auch bei einer Bildwiederholfrequenz von 60 Hz. Software-seitig läuft eine Vorabversion von Fedora 23 mit eine Testversion von Gnome 3.18.

Gnome-Konfiguration

Im Vergleich zu meinem letzten Test hat sich bei der Gnome-Konfiguration nicht viel geändert. In den offiziellen Systemeinstellungen gibt es nach wie vor keine HiDPI-Optionen.

In den Gnome Tweak Tools können Sie entweder entweder im Fenster-Modul die Fensterskalierung verändern (nur ganzzahlige Werte) oder im Modul Schriften den Skalierungsfaktor einstellen (hier sind auch Fließkommazahlen erlaubt). Beide Varianten sind sub-optimal:

  • Fensterskalierung=2: Damit werden viele Schriften richtig dargestellt, aber nicht alle. Zu klein sind unter anderem die Schriften im Panel sowie die der Fenstertitel. Zu klein werden z.B. auch der Mauscursor oder die Menüs von Gimp dargestellt.

  • Schriftskalierung=2: Die Panel-Schriften werden jetzt richtig dargestellt, aber dafür gibt es nun noch mehr Unstimmigkeiten an anderen Stellen. Beispielsweise passt die große Schrift gar nicht zur Größe der Icons in den Systemeinstellungen oder in Nautilus. Die Adressleiste von Firefox ist viel zu klein, die Adresse wird zur Hälfte abgeschnitten. Nach meinen Erfahrungen funktioniert Fensterskalierung=2 deutlich bessere als Schriftskalierung=2. Der Vorteil des Schriftskalierungs-Parameters besteht aber darin, dass hier auch Zwischenwerte möglich sind. Momentan arbeite ich mit Schriftskalierung=1,4 und bin damit recht zufrieden. In Firefox habe ich in about:config den Parameter layout.css.devPixelsPerPx auf 1.4 gestellt, in LibreOffice mit Extras/Optionen/LibreOffice/Ansicht den Skalierungsfaktor auf 115%.

Alles in anderem gilt weiterhin: Prinzipiell kann man mit Gnome auf 4k-Monitoren produktiv arbeiten. An diversen Stellen und Details hakt es aber noch. Von einem perfekten Retina-Feeling wie unter OS X ist Gnome weit entfernt.

An vielen Stellen werden Schriften zu klein dargestellt. (Der Screenshot wurde mit einer Beta von Fedora 23 + Gnome 3.18 erstellt, Fensterskalierung = 2)
An vielen Stellen werden Schriften zu klein dargestellt. (Der Screenshot wurde mit einer Beta von Fedora 23 + Gnome 3.18 erstellt, Fensterskalierung = 2)
Passable Darstellung der meisten GUI-Elemente mit einer Schriftskalierung von 1,4 (Der Screenshot wurde mit einer Beta von Fedora 23 + Gnome 3.18 erstellt, Schriftskalierung = 1,4)
Passable Darstellung der meisten GUI-Elemente mit einer Schriftskalierung von 1,4 (Der Screenshot wurde mit einer Beta von Fedora 23 + Gnome 3.18 erstellt, Schriftskalierung = 1,4)

Jetzt mit Wayland

Nach diesen vorläufigen Erfolgserlebnis konnte ich nicht widerstehen und habe beim Login angegeben, dass ich Gnome mit Wayland nutzen möchte. Hier scheint es im Display Manager noch ein Problem zu geben: Der erste Login nach der Umstellung der gewünschten Desktop-Variante im kleinen Zahnradmenü scheitert; der zweite Login funktioniert dann aber — und das verblüffend gut: Alle von mir getesteten Programme liefen anstandslos. Nur bei der Schriftskalierung traten neue Probleme auf: Trotz Schriftskalierung=1,4 werden die Texte im Panel zu klein dargestellt. In den Fenstern sieht alles so aus wie ohne Wayland.

Auch wenn distrowatch diese Woche ganz andere Erfahrungen gemacht hat — aus meiner Sicht sieht es so aus, als wäre Wayland bald praxistauglich. Vermutlich hängen die Ergebnisse aber noch stark von der eingesetzten Grafikkarte bzw. von deren Treiber ab.

Jetzt unter Wayland, abermals mit Gnome-Schriftskalierung von 1,4 (Der Screenshot wurde mit einer Beta von Fedora 23 + Gnome 3.18 erstellt, Schriftskalierung = 1,4)
Jetzt unter Wayland, abermals mit Gnome-Schriftskalierung von 1,4 (Der Screenshot wurde mit einer Beta von Fedora 23 + Gnome 3.18 erstellt, Schriftskalierung = 1,4)

Treiber

Die nicht ganz neue Grafikkarte Sapphire Radeon R7 250E Ultimate funktioniert unter Fedora 23 mit dem freien radeon-Treiber wunderbar und ohne irgendwelche Konfigurationsarbeiten — sowohl unter X als auch unter Wayland. Deswegen habe ich gar nicht erst versucht, den fglrx-Treiber von AMD zu installieren.