openSUSE 13.1

Auf den ersten Blick unterscheidet sich openSUSE 13.1 kaum von den Vorgängerversionen. Hinter den Kulissen finden sich aber doch einige Neuerungen für Desktop-Nutzer.

Die für die Mehrheit der Anwender spürbaren Neuerungen in openSUSE 13.1 ergeben sich fast ausschließlich durch Versions-Updates. Die folgende Tabelle fasst zusammen, welche Software-Versionen zusammen mit openSUSE 13.1 auf die Festplatte oder SSD wandern.

Basis                Desktop                Server
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Kernel    3.11       Gnome        3.10      Apache   2.4
gcc       4.8        KDE          4.11      MariaDB  5.5
glibc     2.18       Firefox      25        OpenSSH  6.2
X-Server  1.14       Gimp         2.8       PHP      5.4
GRUB      2.0        LibreOffice  4.1       Samba    4.1
Systemd   208                                      

Hinter den Kulissen

Es gibt ein neues YaST-Modul Services Manager für einfache Systemd-Konfigurationsarbeiten.
YaST wurde intern von der Programmiersprache YCP auf Ruby umgestellt. Dadurch ergeben sich keine sichtbaren Änderung, die Umstellung soll aber zukünftige Erweiterungen erleichtern. Gleichzeitig verringert Ruby die Hürde für die Open-Source-Community, sich am YaST-Projekt zu beteiligen.

Im Zuge des Systemd-Updates ändern in sich in openSUSE 13.1 die Namen der Netzwerkschnittstellen. Anstelle von eth0, eth1 etc. bekommen On-Board-Devices den Namen enoN, PCI-Express-Adapter den Namen ensN, externe Geräte den Namen enpNsM und WLAN-Adapter den Namen wlpNsM. Dabei beziehen sich N und M jeweils auf Hardware-Eigenschaften, z.B. auf den PCI-Slot. Für die Benennung ist Systemd in Kombination mit neuen udev-Regeln verantwortlich. Hintergrundinformationen können Sie auf der Website freedesktop.org nachlesen.

Einige andere Systemd-Neuerungen hat openSUSE allerdings nicht übernommen: Das betrifft insbesondere die von Systemd vorgesehenen Konfigurationsdateien /etc/hostname, /etc/locale.conf, /etc/vconsole.conf und /etc/localtime; die dazugehörenden Konfigurationswerkzeuge hostnamectl, localectl, und timedatectl sind deshalb unter openSUSE wirkungslos. Außerdem verwendet openSUSE im Gegensatz zu Fedora 20 weiterhin den traditionellen Logging-Dämon rsyslogd.

AppArmor ist wieder standardmäßig installiert und aktiv, was in der Vergangenheit nicht bei allen openSUSE-Versionen der Fall war.

Evergreen

openSUSE 13.1 genießt die Unterstützung des Evergreen-Projekts. Dabei handelt es sich um eine Initiative der openSUSE-Community, um ausgewählte openSUSE-Versionen über den offiziellen Update-Zeitraum von 18 Monaten hinaus mit Sicherheits-Updates zu versorgen. Für openSUSE 13.1 soll die Evergreen-Unterstützung im Mai 2015 starten und dann bis November 2016 reichen. Die Nutzungszeit von openSUSE 13.1 verlängert sich so von den üblichen 18 Monaten auf drei Jahre.

Auch wenn die Zielsetzung des Evergreen-Projekts ähnlich ist wie bei den Long-Time-Support-Versionen von Ubuntu, gibt es doch zwei wesentliche Unterschiede, die Ihnen bewusst sein sollten:

Während Ubuntu LTS die offizielle Unterstützung der Firma Canonical genießt, ist openSUSE Evergreen eine inoffizielle Initiative der Community. Es gibt keine Garantien, dass die Sicherheits-Updates tatsächlich über den geplanten Zeitraum zur Verfügung gestellt werden können.

Während die Updates bei Ubuntu LTS automatisch zur Verfügung stehen, müssen Sie bei openSUSE die Evergreen-Paketquelle explizit aktivieren. Das wiederum ist erst möglich, wenn diese Paketquelle eingerichtet wird — also voraussichtlich erst im Mai 2015. Deswegen ist es unmöglich, bei einer openSUSE-Installation für einen Freund, Bekannten oder ein Familienmitglied Evergreen sofort zu aktivieren. Vielmehr müssen Sie daran im Mai 2015 denken.

Weitere Informationen zur Evergreen-Initiative können Sie hier nachlesen: http://en.opensuse.org/openSUSE:Evergreen

Praktische Erfahrungen

Bei meinen Tests verlief sowohl die openSUSE-Installation als auch der Betrieb unter KDE und Gnome weitgehend problemlos. Drei Kleinigkeiten trüben das Bild:

Auf einem Desktop-Rechner funktionierte nach der Installation die Netzwerkverbindung nicht. Abhilfe schuf die manuelle Konfiguration der Schnittstelle in YaST. Dasselbe Problem trat vereinzelt es auch schon unter openSUSE 12.3 auf.

Probleme traten auch bei meiner mit YaST durchgeführten Samba-Konfiguration im Zusammenspiel mit AppArmor auf. Eine offensichtlich falsche Regel verhinderte den Start von smbd. Abhilfe schuf aa-complain /usr/sbin/smbd. Damit wird smbd von AppArmor zwar weiter überwacht, Regelverstöße werden aber toleriert.

Bei Tests für die Überarbeitung meines openSUSE-eBooks gelang es mir schließlich nicht, die KDE-Version von Back in Time zu starten (TypeError: KDirModel.removeColumns is a private method). Ich bin dann auf die Gnome-Version ausgewichen, die auch unter KDE funktioniert.