openSUSE Leap 15.5 ist ein weiteres Minor-Release, das auf SUSE Linux Enterprise Server 15 (SLES 15) basiert. Nach längerer Pause (zuletzt habe ich mir in diesem Blog openSUSE 15.1 angesehen) ist es wieder einmal Zeit, einen Blick in die openSUSE-Welt zu werfen.
Aktualisiert am 3.8.2023: NVIDIA-Treiberinstallation
Versionsnummern
openSUSE zeichnet sich durch einen seltsamen Mix aus alter und aktueller Software aus. Vollkommen unbegreiflich ist die uralte Python-Version (aktuell wäre 3.11).
Basis Desktop Programmierung Server
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Kernel 5.14 KDE Plasma 5.27 bash 4.4 Apache 2.4
glibc 2.31 Gimp 2.10 docker 20.10 CUPS 2.2
X-Server 1.20 LibreOffice 7.4 gcc 12.2 MariaDB 10.6
Wayland 1.21 git 2.35 OpenSSH 8.4
Mesa 20.2 Java 11/17 qemu/KVM 7.1
Systemd 249 PHP 7.4/8.0 Postfix 3.7
NetworkMan 1.38 podman 4.4 Samba 4.17
GRUB 2.06 Python 3.6
Sie können bei der Installation zwischen mehreren Desktop-Systemen wählen. Viele openSUSE-Anwender entscheiden sich für KDE. Gnome steht nur in der ziemlich alten Version 41 zur Verfügung.
Wenn Sie openSUSE in Kombination mit aktueller Software einsetzen möchten, sollten Sie sich die Rolling-Release-Variante Tumbleweed ansehen. Persönlich bin ich der Meinung, dass Tumbleweed das »bessere« openSUSE ist.
Installation und Administration
Die Installation von openSUSE funktioniert gut wie eh‘ und je. Das Installationsprogramm brilliert vor allem bei komplizierten Setups mit RAID und LVM. Standardmäßig kommt das Dateisystem btrfs zum Einsatz, wobei diverse Subvolumes für /var
, /tmp
usw. eingerichtet werden. Außerdem werden bei jeder Paket-Installation und bei jedem Update Snapshots erstellt. Diese Snapshots ermöglichen es, eine fehlgeschlagene Paketoperation rückgängig zu machen. (Allzu oft tritt dieser Fall in der Praxis nicht auf. Ich hatte dazu in den letzten Jahren nie die Notwendigkeit, egal, unter welcher Distribution ich gerade gearbeitet habe.)
Das Systemadministrations-Tool YaST war über lange Zeit das Unterscheidungsmerkmal zwischen SUSE und anderen Distributionen. Mittlerweile wirkt YaST aber definitiv angestaubt. Beispielsweise sind die Module zur Software-Verwaltung aus heutiger Sicht unübersichtlich und verwirrend organisiert. Das Firewall-Modul findet außer ‚docker‘ keine Netzwerkschnittstellen. Das AppArmor-Modul eignet sich gerade noch dazu, AppArmor zu deaktivieren bzw. wieder zu aktivieren.
Probleme bei der NVIDIA-Treiberinstallation
Bei vergangenen openSUSE-Versionen gestaltete sich die Installation des proprietären NVIDIA-Treibers sehr einfach: NVIDIA-Paketquelle aktivieren, dann im YaST-Modul Online-Aktualisierung das Menükommando Extras/Alle
passenden empfohlenen Pakete installieren ausführen.
Aktuell scheitert allerdings die Aktivierung der NVIDIA-Paketquelle. Abhilfe: Richten Sie die Paketquelle
manuell mit Hinzufügen/URL angeben ein und verwenden Sie dabei die Adresse `http://download.nvidia.com/opensuse/leap/15.5` (mit HTTP, nicht HTTPS!). Siehe auch diesen Beitrag im NVIDIA-Forum.
Warum openSUSE?
Ich habe mich in den letzten Jahren immer wieder gefragt: Was macht die Attraktivität von openSUSE aus? Laut metrics.opensuse.org sind die Nutzerzahlen in den letzten zwei Jahren stark gestiegen. Auch auf distrowatch.com hält sich openSUSE in den Top-10. (Ich war vor 20 Jahren selbst großer SUSE-Fan, aber das hat sich gelegt.)
- openSUSE ist großartig, wenn Sie beruflich oder für den Unterricht eine kostenlose Trainingsumgebung für SLES brauchen.
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openSUSE konzentriert sich für die Desktop-Anwendung auf KDE. Wer KDE bevorzugt, hat im Linux-Mainstream wenig Auswahl. openSUSE ist dann durchaus eine sinnvolle Option.
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openSUSE verzichtet in der Grundausstattung auf Snap- oder Flatpak-Pakete. Gerade im Vergleich zu Ubuntu kann man das als Pluspunkt sehen.
Ausblick
Für seine Enterprise-Version arbeitet SUSE momentan an einem Komplettumbau. SLES 15 soll durch die Adaptable Linux Platform (ALP) abgelöst werden. ALP basiert auf Micro OS, einer neuartigen immutable Distribution, bei der Updates in Form von atomaren Transaktionen (und nicht durch die Aktualisierung von Paketen) erfolgen. SUSE ALP ist allerdings nur das Kern-Betriebssystem. Die darin installierten Anwendungen sollen ähnlich wie Container (denken Sie an Docker oder Podman) laufen. Red Hat und Canonical experimentieren mit Silverblue bzw. mit Ubuntu Core und Snaps und in eine ähnliche Richtung.
openSUSE ALP soll diesen Paradigmen-Wechsel nachvollziehen. Bis es soweit ist, wird wohl noch einige Zeit vergehen — denn vorher soll es mit openSUSE 15.6 noch ein Minor Release geben (siehe news.opensuse.org).
Update 13.6.2023: Das in SUSE-Frage stets gut informierte Blog MerCurius weist darauf hin, dass ALP vermutlich eine reine Server-Plattform sein wird und keine Desktop-Pakete enthält. Damit openSUSE ALP als Desktop-System funktionieren kann, sucht openSUSE nach Unterstützung durch die Community.
Quellen/Links
Download, Release Informationen und sonstige Dokumentation
- https://get.opensuse.org/
- https://doc.opensuse.org/release-notes/x86_64/openSUSE/Leap/15.5/
- https://en.opensuse.org/Release_announcement_15.5
- https://news.opensuse.org/2023/06/07/leap-release-matures-sets-up-tech-transition/
- https://en.opensuse.org/Portal:15.5
- https://get.opensuse.org/tumbleweed/
- https://metrics.opensuse.org
ALP/MicroOS/Silverblue/Ubuntu Core
- https://www.suse.com/c/the-first-prototype-of-adaptable-linux-platform-is-live/
- https://microos.opensuse.org/
- https://microos.opensuse.org/blog/2023-05-27-microOS-Desktop-is-changing-names/
- https://news.opensuse.org/2023/06/06/leap-15.6-annoucement/
- https://curius.de/2023/06/opensuse-leap-vor-dem-aus/
- https://lists.opensuse.org/archives/list/factory@lists.opensuse.org/thread/NDFLLVILAIY5E5RFQ5FO4CCJR6LSL2LZ/
- https://fedoraproject.org/silverblue
- https://ubuntu.com/blog/ubuntu-core-an-immutable-linux-desktop
NVIDIA-Paketquelle
Hallo Herr Kofler,
für mich ist seit fast 24 Jahren Suse Linux Professional / opensuse / Leap eines der Syteme auf die immer Verlass war/ist.
endlich läuft KUP ohne das ich mich erst nach einem passenden Repository umsehen musste.
Hat mich durch 2 Studiengänge gebracht und in Kürze geht es ans erste Fernstudium parallel zur Arbeit.
Zur Python Version, hier von der offiziellen Newsseite https://news.opensuse.org/2023/06/06/leap-modern-python-stack/
zum Thema 3.11
Parallel laufen auf einem fast neuen NUC Fedora 38 und einem alten Thinkpad T430 mit Debian 12.
Alle 3 Systeme laufen problemlos.
Aber eine Frage habe ich trotzdem. Wieso kann KBackup ein Sicherung als .tar erstellen, ist aber nicht in der Lage dieses wieder zu öffnen (oder ich bin zu doof diese Funktion zu finden). Jedenfalls habe ich das Zurückspielen der .tar in der Konsole erledigt; problemlos.