Ubuntu 15.10 fügt sich nahtlos in die Release-Reihe seit Version 14.04 ein: Außer Versions-Updates gibt es für Desktop-Anwender kaum sichtbare Änderungen.
Beginnen wir also gleich mit den Versionsnummern:
Basis Desktop Programmierung Server
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Kernel 4.2 Gnome 3.16 bash 4.3 Apache 2.4
glibc 2.21 Firefox 41 gcc 5.2 CUPS 2.1
X-Server 1.17 Gimp 2.8 Java 7/8 MySQL 5.6
GRUB 2.02 LibreOffice 5.0 PHP 5.6 OpenSSH 6.9
Systemd 225 Thunderbird 38 Python 2.7/3.4 qemu/KVM 2.3
Unity 7.3 Postfix 2.11
Samba 4.1
Für Desktop-Anwender gibt es sonst nicht allzuviel zu berichten.
- Wenn das Zentralmenü in den Systemeinstellungen deaktiviert wird, dann werden Fenstermenüs jetzt auch in Fenstern angezeigt, die gerade nicht aktiv sind — freilich nur, wenn die Maus gerade über die Titelleiste bewegt wird.
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Die Scrollbalken werden nicht mehr durch eine Eigenentwicklung dargestellt, sondern durch normale Gnome-Bibliotheken. Sie sind jetzt nicht mehr ganz so schlank, dafür einfacher zu bedienen. (Das lustige Spiel »Fang den Scroll-Balken« ist zu Ende …)
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Bemerkenswert ist, dass die VirtualBox-Pakete ganz aktuell in Version 5.0 vorliegen. Sollten Sie Ubuntu in einer VirtualBox-Umgebung ausprobieren, müssen Sie neben
virtualbox-guest-x11
explizit auchvirtualbox-guest-dkms
installieren, sonst funktionieren die Gasttreiber nicht.
Systemd ist zwar in der über-aktuellen Version 225 dabei (offiziell gibt es erst Version 221 Wikipedia bzw. Distrowatch bezeichnen momentan die Versionen 219 bzw. 221 als stable), aber die vielen Scripts im Verzeichnis /etc/init.d
beweisen, dass sich Ubuntu weiter stark auf die Init-V-Kompatibilität von Systemd verlässt.
Der stille Tod der Web-Apps
Die große Neuerung von Ubuntu 13.04 waren Web-Apps. Auch in der letzten LTS-Version 14.04 wurde die Möglichkeit, Webseiten wie kleine Programme auszuführen und im Dock zu verankern, noch prominent beworben. Seither ist es still um dieses Konzept geworden, das mich persönlich nie recht überzeugen konnte.
In Ubuntu 15.10 gibt es nur noch eine funktionierende Web-App — die für die Seite amazon. Das entsprechende Icons befindet sich auch unverändert im Dock. Vermutlich hat Canonical mit Amazon einen Werbe-Deal vereinbart, der die Platzierung dieses Icons beinhaltet. Das amazon-Icon zählt aber sicher zu den Icons, die üblicherweise am schnellsten aus dem Dock entfernt werden.
Wie auch immer: alle weiteren Webapp-Pakete werden gar nicht mehr installiert. Abhilfe schafft beispielsweise für die Twitter-App das folgende Kommando:
apt-get install unity-webapp-twitter
Twitter lässt sich nun tatsächlich wie eine App starten. Den automatischen Hinweis in Firefox, dass die Seite auch als Web-App verfügbar ist, gibt es aber dennoch nicht mehr.
Kurz und gut, einiges deutet darauf hin, dass die Zukunft der Web-Apps in Ubuntu nicht rosig ist.
Kubuntu
Kubuntu nutzt nun Plasma 5.4 und die KDE Applications 15.08. Der langjährige Kubuntu-Release-Manager Jonathan Riddell wird diesen Job allerdings nicht weiter ausüben (Details).
Ubuntu Server
Wesentlich mehr Aktivität als bei der Desktop-Version ist bei der Server-Variante festzustellen. Mark Shuttleworth hat sich in seiner Ankündigung des Code-Namens von Ubuntu 15.04 darauf konzentriert und berichtet von LXD, Snappy, MAAS und Juju — lauter Technologien bzw. Begriffe aus der Cloud- bzw. Docker-Welt.
Hm, also
http://en.wikipedia.org/wiki/Systemd
listet Systemd in Version 227 als aktuell,
http://lists.freedesktop.org/archives/systemd-devel/2015-October/034509.html
auch.
Übersehe ich da was?
Die Wikipedia (Stand 24.10.2015) bezeichnet 227 als Preview und 219 als Stable. distrowatch ist der Meinung, 221 sei Stable — vermutlich weil das die aktuellste Version ist, die auf http://www.freedesktop.org/software/systemd/ als Download zur Verfügung steht. Aber ich gebe zu, ich bin zu wenig up-do-date mit der Systemd-Entwicklung, dass ich exakt sagen kann, welche Version die Entwickler selbst als stabil betrachten. Wie auch immer, ich habe den Text etwas vorsichtiger formuliert.