Die meist-diskutierte Neuerung in Ubuntu 19.10 »Eoan Ermine« besteht darin, dass während der Installation ein ZFS-Dateisystem eingerichtet werden kann. Dieses noch experimentelle Feature richtet sich eher an Linux-Freaks. Ansonsten ist Ubuntu 19.10 eine Distribution mit vielen Software-Updates, die vor allem dann interessant sind, wenn Ubuntu auf ein neues Notebook installiert werden soll. (Egal, ob Sie sich heute für das stabile Ubuntu 18.04 oder für die aktuelle Version 19.10 entscheiden — in einem halben Jahr ist so oder anders ein Update auf Version 20.04 fällig.)
Neuerungen
Auf ZFS gehe ich unten ausführlich ein.
Änderungen gab es bezüglich der i386-Unterstützung: Ursprünglich wollte Canonical die Wartung von i386-Paketen ganz aufgeben. Das hat sich als äußerst unpopulär erwiesen: Vor allem das Wine-Projekt und die Spieleplattform Steam ist auf die Pakete angewiesen. Canonical ist daraufhin etwas zurückgerudert, wichtige i386-Pakete werden innerhalb der 64-Bit-Distribution weiter gepflegt.
Definitiv eingestellt wurde hingegen die 32-Bit-Variante von Ubuntu.
In der Beta-Phase gab es auch Pläne, Ubuntu (schon wieder) ein neues Theme zu verpassen (siehe OMG Ubuntu). Insbesondere hätten die dunklen Fensterrahmen hell werden sollen. Letztlich ist man, wohl primär aus Zeitmangel, vorerst beim aktuellen Theme geblieben. (Da die dunklen Fensterrahmen fast schon ein Markenzeichen von Ubuntu sind, hätte die Umstellung vermutlich wenig Begeisterung ausgelöst. Wenn Sie eine Vorschau auf das neue Thema ansehen möchten, installieren Sie das Paket gnome-tweaks
und aktivieren dann im Dialogblatt Erscheinungsbild das Anwendungsthema Yaru light.)
Benutzerfreundlicher ist Ubuntu für NVIDIA-Nutzer geworden. Die proprietären NVIDIA-Treiber sind jetzt auf dem Installations-Image enthalten und werden bei Bedarf sofort installiert.
Der Webbrowser Chromium ist nur noch als Snap-Paket verfügbar. (Aus meiner Sicht ein Grund mehr, gleich das Original, also Google Chrome, zu installieren.)
Versionsnummern
Wie üblich wurden in Ubuntu 19.10 alle erdenklichen Programme auf den aktuellen Stand gebracht:
Basis Desktop Programmierung Server
--------------- ------------------ -------------- --------------
Kernel 5.3 Gnome 3.34 bash 5.0 Apache 2.4
glibc 2.30 Firefox 69 gcc 9.2 CUPS 2.2
X-Server 1.20 Gimp 2.10 Java 11 MySQL 8.0
Wayland 1.17 LibreOffice 6.3 PHP 7.3 OpenSSH 8.0
Mesa 19.2 Thunderbird 68 Python 3.7 qemu/KVM 4.0
Systemd 242 Postfix 3.4
NetworkMan 1.20 Samba 4.10
GRUB 2.04
Java steht in den Versionen 8, 11, 13 und 14 zur Auswahl, wobei aber nur Version 11 in der main-Paketquelle ist.
ZFS
Das ursprünglich von Sun entwickelte Dateisystem ZFS hat den Ruf, das beste Dateisystem für Unix zu sein. Oracle hat die Weiterentwicklung eingestellt, aber BSD sowie anderen Organisationen/Firmen haben ZFS in den vergangenen Jahren aktiv genutzt und auch um neue Features erweitert.
Eine Integration von ZFS in den Linux-Kernel ist aufgrund von Lizenz-Inkompatibilitäten unmöglich. Auch die von Canonical betriebene Verwendung von ZFS durch ein externes Modul ist lizenztechnisch ziemlich umstritten. Canonical hat sich ein Gutachten erstellen lassen, das zum Schluss kommt, die Nutzung sei OK.
ZFS in Ubuntu ist ein noch experimentelles Feature, das nicht für den Produktiv-Einsatz gedacht ist! Unklar ist die Motivation von Canonical, mit ZFS wieder einmal einen Sonderweg zu beschreiten. Einsteiger überfordern die Möglichkeiten von ZFS. Sollten Probleme auftreten, ist eine Hilfestellung viel schwieriger als bei einem normalen ext4-Dateisystem. Profis bzw. Server-Administratoren sind bei Dateisystemen auch eher konservativ. ext4 und XFS sind erprobt und robust — wozu also Experimente mit ZFS wagen?
Ähnlich wie SUSE bei btrfs zerlegt auch Ubuntu das ZFS in diverse voneinander getrennte Bereiche (datasets). Entsprechend unübersichtlich sieht die mount
-Liste aus:
findmnt -t zfs
TARGET SOURCE FSTYPE OPTIONS
/ rpool/ROOT/ubuntu_to662f zfs rw,relatime,xattr,posixacl
├─/boot bpool/BOOT/ubuntu_to662f zfs rw,nodev,relatime,xattr,posixacl
├─/var/lib rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/lib zfs rw,relatime,xattr,posixacl
│ ├─/var/lib/dpkg rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/lib/dpkg zfs rw,relatime,xattr,posixacl
│ ├─/var/lib/apt rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/lib/apt zfs rw,relatime,xattr,posixacl
│ ├─/var/lib/AccountServices rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/lib/AccountServices zfs rw,relatime,xattr,posixacl
│ └─/var/lib/NetworkManager rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/lib/NetworkManager zfs rw,relatime,xattr,posixacl
├─/root rpool/USERDATA/root_76pl3s zfs rw,relatime,xattr,posixacl
├─/var/games rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/games zfs rw,relatime,xattr,posixacl
├─/var/mail rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/mail zfs rw,relatime,xattr,posixacl
├─/var/snap rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/snap zfs rw,relatime,xattr,posixacl
├─/home/kofler rpool/USERDATA/kofler_76pl3s zfs rw,relatime,xattr,posixacl
├─/srv rpool/ROOT/ubuntu_to662f/srv zfs rw,relatime,xattr,posixacl
├─/var/spool rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/spool zfs rw,relatime,xattr,posixacl
├─/var/www rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/www zfs rw,relatime,xattr,posixacl
├─/var/log rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/log zfs rw,relatime,xattr,posixacl
└─/usr/local rpool/ROOT/ubuntu_to662f/usr/local zfs rw,relatime,xattr,posixacl
Bei einer Testinstallation von Ubuntu in einer virtuellen Maschine war auffällig, dass der Platzbedarf einer Standardinstallation mit ZFS kaum mehr als die Hälfte des Platzes einer ext4-Installation beanspruchte (2,5 versus 4,9 GB). Das liegt daran, dass ZFS eine eingebautet Kompressionsfunktion hat. Deren Funktionsweise kann mit zfs get compressratio
kontrolliert werden:
zfs get compressratio
NAME PROPERTY VALUE SOURCE
bpool compressratio 1.00x -
bpool/BOOT compressratio 1.00x -
bpool/BOOT/ubuntu_to662f compressratio 1.00x -
rpool compressratio 1.74x -
rpool/ROOT compressratio 1.74x -
rpool/ROOT/ubuntu_to662f compressratio 1.74x -
rpool/ROOT/ubuntu_to662f/srv compressratio 1.00x -
rpool/ROOT/ubuntu_to662f/usr compressratio 1.00x -
rpool/ROOT/ubuntu_to662f/usr/local compressratio 1.01x -
rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var compressratio 1.30x -
rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/games compressratio 1.00x -
rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/lib compressratio 1.28x -
rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/lib/AccountServices compressratio 1.00x -
rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/lib/NetworkManager compressratio 1.01x -
rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/lib/apt compressratio 2.23x -
rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/lib/dpkg compressratio 2.37x -
rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/log compressratio 6.87x -
rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/mail compressratio 1.00x -
rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/snap compressratio 1.00x -
rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/spool compressratio 1.03x -
rpool/ROOT/ubuntu_to662f/var/www compressratio 1.00x -
rpool/USERDATA compressratio 4.31x -
rpool/USERDATA/kofler_76pl3s compressratio 4.42x -
rpool/USERDATA/root_76pl3s compressratio 1.00x -
Die Benchmark-Website Phoronix hat natürlich auch schon erste Tests durchgeführt, ob ext4 oder ZFS schneller ist. Die Kurzfassung: ext4 ist zumeist (aber nicht immer) im Vorteil. In den Kommentaren zu diesen Tests wird allerdings zurecht kritisiert, dass Michael Larabel nicht weiter auf die unzähligen ZFS-Parameter Rücksicht nimmt, die durchaus Tuning-Möglichkeiten geben würden.
In der ubuntu-devel-Mailingliste gab es einen Vorwurf, das Feature-Set von ZFS unter Ubuntu wäre nicht kompatibel mit dem anderer Betriebssysteme mit ZFS. In einer sehr detaillierten Antwort erläutert der ZFS-Entwickler Richard Laager, warum das so ist und dass es Bestrebungen gibt, ZFS in Linux und ZFS in FreeBSD möglichst anzugleichen.
Probleme
Bei der Installation in virtuelle Maschinen ist mir aufgefallen, dass 2 GB RAM offensichtlich nicht mehr ausreichen. (Das war bisher mein Standardwert, wenn ich keine besonderen Ansprüche an die virtuelle Maschine stellte.)
Massive Probleme hatte ich auf einem relativ neuen Testrechner (CPU i3-8100 mit integrierter GPU), der allerdings über ein VGA-Kabel mit einem alten Monitor verbunden war. Nach dem Bootprozess wurde der Monitor schwarz und schaltete sich in den Energiesparmodus. Selbst ein Parallel-Betrieb HDMI/VGA zum Debugging scheiterte; erst als ich den PC nur noch mit einem HDMI-Monitor verband, funktionierte alles. Derartige Schwierigkeiten hatte ich noch nie, d.h. weder mit anderen Distributionen noch mit älteren Ubuntu-Versionen. Merkwürdig.
Im Zuge des Updates von Ubuntu 19.04 auf Ubuntu 19.10 gibt es einige kleinere Kollateralschäden:
- Gnome 3.34 gibt keine Möglichkeit mehr, eine einzelne Farbe als Hintergrund einzustellen. Ich brauche das oft, wenn ich Screenshots mache.
- Wie üblich funktionieren nach dem Gnome-Update einige Shell Extensions nicht mehr. Insbesondere habe ich keinen Weg gefunden, den blöden Text »Aktivitäten« durch ein Icon meiner Wahl zu ersetzen.
- Thunderbird 68 ist inkompatibel mit dem von mir eingesetzten Add-on Dorando keyconfig
Links/Quellen
ZFS
Hallo ,
bislang habe ich mit 19.10 ZFS keine Probleme. Allerdings habe ich Ubuntu-Mate auf einem Notebook installiert. Da werkelt ein I7 6700 auch mit einer GPU. Gparted ist wohl zur Zeit noch völlig überfordert.
Zwei Fragen:
Gibt es ein System mit dem ich auf die ZFS Platte zugreifen kann wenn ich sie extern (USB) anschließe? Eventuell zur Datenrettung.
Gibt es eine Möglichkeit der Uhr oben rechts in der Leiste beizubringen das sie auch Sekunden anzeigt?
Zur ersten Frage kann ich ad hoc nicht viel sagen. Ein Startpunkt ist vielleicht diese Seite:
https://serverfault.com/questions
Die zweite Frage ist einfach:
gnome-tweaks
installieren und starten, Dialogblatt Obere Leiste, Option Uhr / Sekunden.Hallo da i ich wieder,
zuerst einmal vielen Dank für die Antworten und die Bemühungen. Die Sache mit gnome-tweaks
hat nicht so geklappt, es war keine Option „Uhr“ zu finden. Scheint für Mate anders zu sein.
Aber nach einem Doppelklick auf das Datum merkte ich dass hier Evolution im Spiel ist.
Also Evolution gelöscht und das Datum mit Uhrzeit ist aus dem Panel verschwunden. Dann ein
Rechtsklick auf die Leiste und unter Hinzufügen die Uhr auswählen. Schon hat man die gewohnte Uhr die sich mit Einstellungen konfigurieren lässt. Also auch mit der von mir gewünschten Sekundenaneige. Schaun wir mal was passiert wenn Evolution wieder installiert wird.
Was für ein Quatsch? Und nur, damit man sich die Sekunden einer Uhr ansehen kann …
Hallo
Jens Döring
19. Oktober 2019 um 11:31 Uhr
Was für ein Quatsch? Und nur, damit man sich die Sekunden einer Uhr ansehen kann …
Sekundenanzeige hat den Vorteil, man sieht sehr schnell wenn der Rechner „einfriert“, kommt auch vor, beim testen.
Gruß
Hallo,
in diversen Kommentaren finden sich Beschwerden betreffend CD/DVD und dem unnötigen Brennen der ISO Dateien. Dazu kann ich nur sagen: das ist wirklich unnötig!
Als Alternative bietet sich an, ein virtuelles CD/DVD/Bluray Gerät zu nutzen. Früher den sog. „Zalman ZM-VE400“ (gibts nicht mehr), heute dessen Nachfolger, z.B. IODD-2531 oder IODD-2541. Das ist ein externes USB 3.0 Gehäuse, in das HDD oder SSD eingebaut werden können. Darauf gespeicherte ISO Dateien – bis Bluray – können über ein Menü im Display als Boot-Medium ausgewählt werden. Nutze ich seit vielen Jahren und klappt einwandrei. Einfacher und schneller als jedesmal einen USB Stick vorzubereiten.
Viel Spass.
Das ist auch mein Vorschlag bei: >>Debian 10 »Buster« hier im Forum gewesen,
weil fast kein Notebook mehr ein DVD-Laufwerk hat und die DVD’s sehr schnell „alt“ =Abfall sind.
Auch Debian könnte eine ISO erstellen die „non free“ wie Wlan usw schon hat, selbst wenn die
ISO größer 4 o 8 GB hat, auf USB-Stick mit zB Rufus, da geht MBR oder Uefi.
Debian teilt mit dass 6 Treiber fehlen, das wars dann ist Ende.
Xubuntu ein Abzweig sagt: Wlan gefunden soll ich einrichten? Andere Abzweige können das auch.
Wenn einer in einer mehere Notebooks mit Debian einrichten muss wo auch immer ist das unötige Arbeit.
Debian stable für Angehörige einrichten auf Notebook wäre mir lieber da Debian ruhig ist und schweigt,
und man einmal alle ein oder zwei Monate „selber“ updatet, kommt ja nicht viel.
Wir brauchen bei den Programmen nicht superaktuell sein.
Adere Distris z.B Zorin melden sich dauernd, dann wird man gefragt: was ist jetzt wieder los?
Ich gebe die Hoffnung nicht auf, Debian wird auch mal dort angekommen sein, leider verstehen das
die Leute die sich sehr gut mit Linux aus kennen nicht.
An reine Home- Anwender wird nicht gedacht. Schade.
Gruß
Es gibt doch die non-free Versionen. Die werden nur nicht wirklich präsent beworben von Debian.
https://cdimage.debian.org/cdimage/unofficial/non-free/
Hallo Bernd
Danke für die Antwort.
Ich war schon überall auch dort,
hat nicht funktioniert, und für Anwender eine Zumutung, ist nur für Linuxkenner / Admins, nicht für den normalen Anwender.
Einmal installiert, Updates dann Jahre sich nicht mehr damit befassen.
Aber es gibt ja Debian-Abzweige, da klappt es wunderbar, warum nicht gleich bei Debian?
Bevor ich im Netz Frage, habe ich google und Co schon in den Wahnsinn getrieben.
Ich habe alles was Debian*.iso und sonstiges probiert, dauert alles zu lange und geht dann nicht.
Wie schon gesagt Alles für Kenner die das mit links machen,
die nicht mehr merken was sie alles noch ins Termial tippen nebenher.
Für HomeAnwender sollte es auch eine Version geben die Netzwerk, alle Codec’s usw mitbringt, zB Ubuntu-Studio,
aber die Distri läuft auch auch nicht auf jedem Rechner.
(Emmabuntüs ist DebianBuster tolle Disti kann alles aber zuviel für reine Anwender)
Vieleicht bei Debian12 wir werden sehen.
Schönes Wochenende Gruß – ich auch Gast
Leider musste ich feststellen, daß auch der MySQL-Server von 5.7 auf 8.x upgedated wurde.
Das ist insofern problematisch, als dass die Datenbanken automatisch upgegradet werden und danach nicht mehr abwärtskompatibel sind – wohl auch nicht zu MariaDB.
Da meine WebApps allesamt nicht mit der neuen MySQL-Version funktionieren, wollte ich zurückgehen auf Version 5.7.
Diese ist erstens gar nicht in den Repos verfügbar und zweitens waren die Datenbanken eben schon für diese Version unbrauchbar gemacht.
Zudem war nach einem Rollback auf Ubuntu 19.04 auch mein Firefox-Profil nicht mehr zu öffnen und ich musste ein älteres wiederherstellen. Da gibt es wohl auch Inkompatabilitäten.