Ubuntu 24.04

Ubuntu 24.04 alias Noble Numbat alias Snubuntu ist fertig. Im Vergleich zur letzten LTS-Version gibt es einen neuen Installer, der nach einigen Kinderkrankheiten (Version 23.04) inzwischen gut funktioniert. Ansonsten kombiniert Ubuntu ein Kernsystem aus Debian-Paketen mit Anwendungsprogramme in Form von Snap-Paketen. Für die einfache Anwendung bezahlen Sie mit vergeudeten Ressourcen (Disk Space + RAM).

Der Ubuntu-Desktop mit Gnome 46

Installation

Das neue Installationsprogramm hat bei meinen Tests gut funktioniert, inklusive LVM + Verschlüsselung. Einfluss auf die Partitionierung können Sie dabei allerdings nicht nehmen. (Das Installationsprogramm erzeugt eine EFI-, eine Boot- und eine LVM-Partition, darin ein großes Logical Volume.) Zusammen mit der Installation erledigt der Installaer gleich ein komplettes Update, was ein wenig Geduld erfordert.

Standardmäßig führt das Programm eine Minimalinstallation durch — ohne Gimp, Thunderbird, Audio-Player usw. Mit der Option Vollständige Option verhält sich der Installer ähnlich wie in der Vergangenheit. Ein wenig absurd ist, dass dann einige Programme als Debian-Pakete installiert werden, während Ubuntu sonst ja bei Anwendungsprogrammen voll auf das eigene Snap-Format setzt. Wenn Sie Ubuntu installieren, entscheiden Sie sich auch für Snap. Insofern ist es konsequenter, eine Minimalinstallation durchzuführen und später die entsprechenden Snaps im App Center selbst zu installieren.

Neuer Minimalismus beim Installationsumfang
Zusammenfassung einer LVM-Installation mit Verschlüsselung
Experimentelle Optionen zeigen, wohin die Reise beim Installer geht

Snaps + Ubuntu = Snubuntu

Auf das Lamentieren über Snaps verzichte ich dieses Mal. Wer will, kann diesbezüglich meine älteren Ubuntu-Tests nachlesen. Für Version 24.04 hat Andreas Proschofsky in derstandard.at alles gesagt, was dazu zu sagen ist. Der größte Vorteil von Snaps für Canonical besteht darin, dass sich der Wartungsaufwand für Desktop-Programme massiv verringert: Die gleichen Snap-Pakete kommen in diversen Ubuntu-Versionen zum Einsatz.

Das App Center kann sich selbst nicht aktualisieren. Sie bekommen App-Center-Updates aber früher oder später als Hintergrund-Updates.

Netplan 1.0

Mit Ubuntu 24.04 hat Netplan den Sprung zu Version 1.0 gemacht. Größere Änderungen gab es keine mehr, die Versionsnummer ist eher ein Ausdruck dafür, dass Canonical die Software nun als stabil betrachtet. Wie bereits seit Ubuntu 23.10 ist Netplan das Backend zum NetworkManager. Netzwerkverbindungen werden nicht in /etc/NetworkManager/system-connections/ gespeichert wie auf den meisten anderen Distributionen, sondern als /etc/netplan/90-NM-*.yaml-Dateien (siehe auch meinen Bericht zu Ubuntu 23.10).

HEIC-Unterstützung

Ubuntu 24.04 kommt out-of-the-box mit HEIC/HEIF-Dateien zurecht, also mit am iPhone aufgenommenen Fotos. Vor einem dreiviertel Jahr hatte ich noch über entsprechende Probleme berichtet. Im Forum wurde damals kritisiert, dass meine Erwartungshaltung zu hoch sei. Aber, siehe da: Es geht!

Versionsnummern

Basis              Programmierung    Server
---------------    ---------------   --------------
Kernel      6.8    bash        5.2   Apache     2.4
glibc      2.39    docker.io  24.0   CUPS       2.4
Gnome        46    gcc        13.2   MariaDB  10.11
X-Server   21.1    git        2.43   MySQL      8.0
Wayland    1.34    Java         21   OpenSSH    9.6
Mesa       24.0    PHP         8.3   qemu/KVM   8.2
Systemd     255    Python     3.12   Postfix    3.8
NetworkMan 1.46                      Samba     4.19
GRUB       2.12

Bewertung

Seit ich Ubuntu auf dem Desktop kaum mehr nutze, habe ich mehr Distanz gewonnen. So fällt mein Urteil etwas milder aus ;-)

Für Einsteiger ist Ubuntu eine feine Sache: In den meisten Fällen funktioniert Ubuntu ganz einfach. Das gilt sowohl für die Unterstützung der meisten Hardware (auch relativ moderne Geräte) als auch für die Installation von Programmen, die außerhalb der Linux-Welt entwickelt werden (VSCode, Android Studio, Spotify etc.). Was will man mehr? Ubuntu sieht zudem in der Default-Konfiguration optisch sehr ansprechend aus, aus meiner persönlichen Perspektive deutlich besser als die meisten anderen Distributionen. Ich bin auch ein Fan der ständig sichtbaren seitlichen Task-Leiste. Schließlich zählt Canonical zu den wenigen Firmen, die noch Geld in die Linux-Desktop-Weiterentwicklung investieren; dafür muss man dankbar sein.

Alle, die einen Widerwillen gegenüber Snap verspüren, sollten nicht über Ubuntu/Canonical schimpfen, sondern sich für eine der vielen Alternativen entscheiden: Arch Linux, Debian, Fedora oder Linux Mint. Wer nicht immer die neueste Version braucht und sich primär Langzeit-Support wünscht, kann auch AlmaLinux oder Rocky Linux in Erwägung ziehen.

Quellen/Links

Tests

6 Gedanken zu „Ubuntu 24.04“

  1. Ja, Debian nutze ich nur noch. Kein Snap-Ärger und wesentlich stabiler und schneller. Dass Debian nicht gerade hochaktuell ist, stört mich nicht weiter. Ich muss nicht immer den allerneuesten Kram auf meinem Rechner haben – Hauptsache, dass System ist stabil und bombenfest – nur das zählt für mich. Und wenn ich doch mal aktuelle Software brauche, dann installiere ich sie mir händisch selbst – ist eine Sache von wenigen Minuten.

    1. im vergleich zu 23.10 hat sich ausser versionsnummern nicht viel verändert

      im vergleich zu 22.04 gibt es aber schon grundlegende neuerungen: mehr snap auf allen ebenen, die neue integration von netplan mit dem networkmanager etc

  2. Ich habe 24.04 komplett neu installiert (auf einem Laptop). Bisher war ich mit Ubuntu sehr zufrieden, aber mit der aktuellen Version ist Eclipse völlig instabil… Sehr schade….

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