Fedora 23

Fedora 23 ist fertig, und das mit nur einer Woche Verspätung! Aus beruflichen Gründen ist ist Fedora 23 auf meinen Rechnern und in diversen virtuellen Maschinen aber schon seit Monaten im Einsatz — genaugenommen seit der Freigabe der ersten Alpha-Version. Der Grund: Keine andere Distribution eignet sich so gut wie Fedora, wenn es darum geht, aktuellen Entwicklungen von Linux auszuprobieren. Bemerkenswert war dabei, dass ich eigentlich zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Stabilitätsprobleme hatte.

Das liegt vielleicht daran, dass es in Fedora selbst wenig fundamentale Neuerungen gab, die nicht einfach aus den Versions-Updates resultieren. Natürlich wurde wie immer der ganze Software-Stack auf den allerneuesten Stand gebracht, davon abgesehen hat sich aber nicht viel Grundlegendes geändert. Wirklich spannend wird es voraussichtlich bei der nächsten Version, wenn Wayland zum Default-Grafiksystem werden soll. Bei meinen Tests hat sich Wayland aber schon jetzt recht gut geschlagen.

Versionen

Basis           Desktop            Programmierung     Server
--------------  ------------------ --------------    --------------
Kernel     4.2  Gnome        3.18  bash       4.3    Apache     2.4
glibc     2.22  Firefox        41  gcc        5.1    CUPS       2.1
X-Server  1.18  Gimp          2.8  Java         8    MariaDB   10.0
GRUB      2.02  LibreOffice   5.0  PHP        5.6    OpenSSH    7.1
Systemd    222  Thunderbird    38  Python 2.7/3.4    qemu/KVM   2.4
                                                     Postfix    3.0
                                                     Samba      4.3

Die Fedora-Entwickler haben das Kunststück geschafft, alle wichtigen Administrations- und Konfigurations-Werkzeuge und Scripts von Python 2 auf Python 3 zu portieren. Python 2 wird standardmäßig nicht mehr installiert. Python-2.7-Pakete stehen zwar noch zur Verfügung, sie befinden sich aber im maintenance mode. Die Wartung beschränkt sich damit auf kritische Bugfixes.

Details

Passwortkontrolle bei der Installation: Der Fedora-Installer, an sich schon kein Wunderwerk, was die Benutzerfreundlichkeit betrifft, ist jetzt noch ein wenig ekelhafter zu bedienen: Das Programm erzwingt nun nämlich lange und sichere Passwörter — auch wenn Sie Fedora nur in einer virtuellen Maschine installieren. (Aber niemand kann Sie hindern, die Passwörter nach der Installation als root mit passwd wieder zu vereinfachen.) Dieses »Sicherheits-Feature« war nur in der Beta aktiv und ist in der Final Version wieder entfernt worden. Danke für den diesbezüglichen Kommentar!

fedup ade: Das Update-Werkzeug fedup wird nicht mehr unterstützt. Distributions-Updates im laufenden Betrieb können nun mit dnf durchgeführt werden. Die Release Notes geben diese Kommandoabfolge zur Durchführung eines Updates von Fedora 22 auf Version 23 an. Selbst bin ich noch nicht dazugekommen, dies zu testen:

dnf install dnf-plugin-system-upgrade
dnf update
dnf repolist --releasever 23
dnf system-upgrade download --releasever 23
dnf system-upgrade reboot

Update 11.11.2015: Mittlerweile habe ich ein Notebook von Fedora 22 auf Fedora 23 aktualisiert. Im Prinzip hat alles funktioniert, einzig die für mich wichtige MySQL Workbench habe ich verloren. Es gibt dafür in den Fedora-23-Paketquellen kein Paket mehr. Oracle stellt zwar ein RPM-Paket zur Verfügung, dieses lässt sich aber nicht installieren, weil libzip.so.2 fehlt. Unter Fedora 23 gibt es nur libzip.so.4.

Ich habe dann versucht, libzip.so.2* manuell aus einem Fedora-22-Paket zu extrahieren und in /usr/lib64 zu installieren, aber selbst dann scheitert der Start der mit --nodeps installierten MySQL Workbench mit der Fehlermeldung undefined symbol: _ZN4Glibxxxx. Langer Rede kurzer Sinn: Nach einer Stunde Basteln und Googeln immer noch keine MySQL Workbench. Hier ist ein Bugreport, eine F23-kompatible Workbench-Version ist anscheinend in Arbeit.

Firmware-Updates: Firmware-Updates können jetzt direkt aus Gnome heraus initiiert werden — so wie ganz gewöhnliche Paket-Updates. Selber kann ich mich nicht erinnern, wann ich so etwas zuletzt benötigt habe, aber natürlich ist es eine feine Sache, wenn man bei Bedarf Firmware-Updates direkt unter Linux durchführen kann und dazu nicht auf Windows zurückgreifen muss. Die Grundlagen dafür entstammen dem Projekt fwupd und sind auf der Projektwebseite dokumentiert. Es bleibt aber abzuwarten, wie weit die Hardware-Hersteller entsprechende Update-Pakete zur Verfügung stellen werden.

KDE-Spin: Fedora verwendet Gnome als Desktop. Es gibt aber Varianten (»Spins«) mit anderen Desktops, unter anderem für KDE. Allerdings schreibt der dafür verantwortliche Maintainer Kevin Kofler (der übrigens nicht mit mir verwandt ist), dass der KDE-Spin von Fedora 23 is easily the worst KDE Spin we have ever released. Kevin Kofler ist gleichermaßen mit dem Fedora unglücklich (zu starke Gnome-Präferenzen) als auch mit dem KDE-Projekt (zu viele Einzelpakete, die schwer wartbar sind) und hat deswegen nach acht Jahren sein Maintainer-Rolle zurückgelegt. Die ausführliche Begründung kann hier nachgelesen werden.

32/64-Bit: Ab Fedora 24 soll Fedora nur noch als 64-Bit-Variante geben. Mir wird der Abschied von der 32-Bit-Variante nicht schwer fallen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich diese zuletzt verwendet habe.

Links

5 Gedanken zu „Fedora 23“

  1. Man kann nach wie vor „einfache“ Passworte im Fedora-Installer festlegen: Dazu einfach zweimal auf „Fertig“ klicken! Aber es stimmt schon, dass der Installer nicht gerade intuitiv zu bedienen ist…

    1. Richtig — die Passwort-Verweigerung fand nur in der Beta stand. In der Final funktioniert es, wie in früheren Versionen, d.h. so, wie Sie es beschreiben.

  2. Das Update (vom KDE-Spin von Fedora 22) mit der hier beschriebenen Methode auf Fedora 23 schlägt bei mir leider fehl. Ich bekomme einen Haufen Fehlermeldungen wie diese hier, die auf Abhängigkeitsprobleme schließen lassen:

    Fehler: nothing provides libdbus-1.so.3(LIBDBUS_1_3)(64bit) needed by NetworkManager-1:1.0.6-7.fc23.x86_64.
    nothing provides libdbus-1.so.3(LIBDBUS_1_3)(64bit) needed by NetworkManager-glib-1:1.0.6-7.fc23.x86_64.
    nothing provides libappstream-glib.so.8()(64bit) needed by PackageKit-1.0.10-2.fc23.x86_64.
    nothing provides libappstream-glib.so.8()(64bit) needed by PackageKit-1.0.10-2.fc23.x86_64.
    nothing provides libADM_render6_QT5.so()(64bit) needed by avidemux-qt-2.6.10-1.fc23.x86_64.

    Es ist auffällig, dass zu einem ganz erheblichen Teil KDE-Pakete und Pakete von rpmfusion betroffen sind, aber eben nicht nur. Mit fedup war mir das bis zum Upgrade auf Fedora 22 nicht passiert. Das Abschalten der rpmfusion-Repositories hilft nicht.

    Angeblich soll das system-upgrade-Plugin von dnf Plymouth zur Darstellung des Upgrade-Vorgangs nutzen. Ich war neugierig, wie das bei mir aussieht, weil ich den Plymouth Boot Screen bei mir abgeschaltet habe. So weit bin ich nun leider nicht gekommen. Die Frage, die sich mir in diesem Zusammenhang stellt, ist die, wer auf die Idee kommt, ein Distributionsupgrade von einem funktionierenden Plymouth Boot Screen abhängig zu machen.

    1. Ich kann dazu aus eigener Erfahrung nichts sagen. Ich habe keinen KDE-Spin von Fedora 22 am laufen, den ich aktualisieren könnte. Ein Notebook mit Fedora 22 (Gnome) werde ich nächste Woche aktualisieren.

      Persönlich vermeide ich Distributions-Updates bei wichtigen Systemen nach Möglichkeit. Ich habe mir damit schon zu oft die Finger verbrannt. Eine Neuinstallation ist natürlich aufwendiger, aber eben auch wesentlich zuverlässiger.

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