Die größte Überraschung bei Fedora 28 besteht darin, dass die Distribution erstmals seit Jahren pünktlich ausgeliefert wurde. Aber auch sonst gibt es einige interessante Details, z.B. die vereinfachte Installation (Fedora Workstation) oder Pakete in unterschiedlichen Versionen (Fedora Server).
Installation
Der Installationsprozess (getestet für die Gnome-Desktop-Variante vom Live-Abbild, Download hier) wurde in zwei Punkten vereinfacht: es gibt keine Option zur Aktivierung des Netzwerks mehr (es ist automatisch aktiv), und auch das Einrichten eines Benutzer-Acoounts entfällt. (Darum kümmert sich der Willkommens-Assistent von Gnome beim ersten Login.)
Bemerkenswert ist auch, dass root
wie unter Ubuntu kein Passwort mehr erhält. Ein direkter root
-Login ist somit unmöglich — ein Sicherheitsgewinn. Der unter Gnome eingerichtete erste Benutzer hat sudo
-Rechte. (Die Neuerungen bei der Benutzerverwaltung gelten nur für die Desktop-Version, nicht für Fedora Server, wo es weiterhin einen aktiven root
-Nutzer gibt.)
Wie in den vergangenen Fedora-Versionen ist Wayland das Default-Grafiksystem. Xorg steht als Alternative weiter zur Verfügung, allerdings merkwürdigerweise nicht beim ersten Login.
Neuerungen
Das Gnome-Programm Software fragt beim Start, ob Paketquellen von Drittanbietern eingerichtet werden sollen. Auch wenn Sie dieser Anfrage zustimmen, werden die Quellen nicht gleich aktiviert. Das müssen Sie im Panel-Menüeintrag Softwarequellen selbst erledigen. Vorgesehen sind Paketquellen für die Pyhton-IDE PyCharm, für Google Chrome sowie natürlich RPM Fusion.
Die Fedora-Entwickler betonen in den Release Notes, dass Fedora auf Notebooks nun spürbar längere Laufzeiten erzielen sollte, weil diverse Energiesparmaßnahmen nun standardmäßig aktiv sind. Ich habe diese Funktionen allerdings nicht getestet und kann nicht sagen, wie stark sie sich auswirken und ob es zu negativen Nebenwirkungen kommt. Vermutlich hängt dies stark vom jeweiligen Notebook-Modell ab.
Ebenfalls vor allem bei modernen Notebooks interessant ist die stark verbesserte Thunderbolt-Unterstützung, die ich aber mangels geeigneter Hardware ebenfalls nicht getestet habe. Hintergrundinformationen können Sie hier nachlesen.
Praktisch für alle, die Fedora in VirtualBox ausführen möchten: Die bisher erforderliche Installation der Gast-Treiber entfällt. Diese sind nun standardmäßig installiert, einige Funktionen sind mittlerweile ja auch direkt in den Kernel integriert (Kurzbericht auf phoronix).
Versionsnummern
Basis Desktop Programmierung Server
-------------- ------------------ -------------- --------------
Kernel 4.16 Gnome 3.28 bash 4.4 Apache 2.4
glibc 2.27 Firefox 59 gcc 8.0 CUPS 2.2
X-Server 1.19 Gimp 2.8 Java 10 MariaDB 10.2
Wayland 1.14 LibreOffice 6.0 PHP 7.2 OpenSSH 7.7
Mesa 18 Thunderbird 52 Python 3.6 qemu/KVM 2.11
Systemd 238 Postfix 3.2
NetworkMan 1.10 Samba 4.8
GRUB 2.02
Flatpak ist installiert und vorkonfiguriert; anders als Ubuntu verzichtet Fedora aber darauf, standardmäßig irgendwelche Flatpak-Pakete zu installieren.
Fedora Server
Mit einem Wartungszeitraum von gut einem Jahr ist Fedora Server für den Praxiseinsatz weitestgehend ungeeignet. Es erfüllt vielmehr seine Aufgabe als Testvehikel für die jeweils nächste RHEL-Version. Im Vergleich zu Ubuntu Server fällt auf, dass das Installations-Image mit 2,7 GByte riesig ist. (Ubuntu Server begnügt sich mit 800 MByte.) Der tatsächliche Platzbedarf auf der Festplatte bei Beibehaltung der Default-Optionen für die Paketauswahl (d.h. kein Desktop, keine zusätzlichen Server-Dienste) ist dann aber auch bei Fedora mit ca. 1,4 GByte bescheiden.
In der Fedora-Server-Edition ist das neue Modularity-Konzept realisiert. Es sieht parallele Paketquellen für unterschiedliche Software-Versionen vor und erlaubt es, Pakete je nach Bedarf in einer bestimmten Version zu installieren — z.B. nodejs 8 (per Default in Fedora 28) oder nodejs 6 aus der Paketquelle fedora-modular oder nodejs 10 aus der Paketquelle updates-testing-modular. Parallelinstallationen unterschiedlicher Versionen sind allerdings nicht vorgesehen.
Hinter den Kulissen definieren einige Dateien /etc/yum.repos.d/fedora*modular.repo
die neuen Modularity-Paketquellen. Wenn Sie Modularity in der Fedora-Desktop-Version ausprobieren möchten, installieren Sie einfach das Paket fedora-repos-modular
.
cd /etc/yum.repos.d/
ls fedora*modular.repo
fedora-modular.repo
fedora-updates-modular.repo
fedora-updates-testing-modular.repo
cat /etc/yum.repos.d/fedora-modular.repo
[fedora-modular]
name=Fedora Modular $releasever - $basearch
failovermethod=priority
#baseurl=http://download.fedoraproject.org/pub/fedora/linux/releases/$releasever/Modular/$basearch/os/
metalink=https://mirrors.fedoraproject.org/metalink?repo=fedora-modular-$releasever&arch=$basearch
enabled=1
...
Das dnf
-Kommando wurde um das Subkommando module
erweitert. Mit dnf module install paket:version
bzw. in der Kurzschreibweise dnf install @paket:version
kann ein Paket in einer bestimmten Version installiert werden. dnf module list --all paket
listet alle zur Auswahl stehenden Versionen eines Pakets auf. Weitere Details zu dnf module ...
gibt man dnf
. Im Internet habe ich allerdings noch keine aktuelle man
-Seite des erweiterten dnf
-Kommandos gefunden.
dnf module list --all nodejs
Fedora Modular 28 - x86_64
Name Stream Version Profiles
nodejs 6 20180308155546 default, development, ...
nodejs 8 20180308143646 default, development, ...
nodejs 9 20180308142225 default, development, ...
Fedora Modular 28 - x86_64 - Test Updates
Name Stream Version Profiles
nodejs 10 20180501175322 default, development, ...
nodejs 8 20180328183715 default, development, ...
nodejs 9 20180405175619 default, development, ...
dnf install nodejs
===============================================================================
Paket Arch Version Paketquelle Größe
===============================================================================
Installieren:
nodejs x86_64 1:8.11.0-1.fc28 fedora 5.5 M
...
dnf install @nodejs:10
==========================================================================================
Paket Arch Version Paketquelle Größe
==========================================================================================
Installing module packages:
nodejs x86_64 1:10.0.0-1.module_1716+9b6ad2c1 updates-testing-modular 7.7 M
...
dnf install @nodejs:6
================================================================================
Paket Arch Version Paketquelle Größe
================================================================================
Installing module packages:
nodejs x86_64 1:6.13.1-1.module_1575+55808bea fedora-modular 4.9 M
...
Aktuell ist das Modularity-Konzept stark eingeschränkt realisiert. Es gibt nur wenige Pakete, die tatsächlich in unterschiedlichen Versionen zur Auswahl stehen. (Werfen Sie z.B. einen Blick ein die fedora-modular-Paketquelle, hier auf dem Mirror der Uni Frankfurt. Neben dem bereits erwähnten nodejs-Paketen finden Sie dort nur npm
und einige Python-Module.)
In Ubuntu werkelt Snappy. Flatpak muss nach wie vor separat installiert werden. ;)
ja, weiß ich natürlich. Aber in Ubuntu 18.04 sind standardmäßig etliche Snap-Pakete installiert, die eine Menge Platz brauchen. Fedora verzichtet darauf, standardmäßig irgendwelche Flatpaks zu installieren.