Fedora 34

phoronix, heise.de und derstandard.at sind sich einig: Mit Version 34 ist Fedora ein großer Wurf gelungen. Tatsächlich gibt es diesmal Neuerungen, die ins Auge stechen und die zu hören sind: Als erste große Distribution liefert Fedora Gnome 40 auf und verwendet PipeWire als Audio-Framework. Wayland ist bei Fedora schon lange standardmäßig aktiv, aber erstmals gilt dies nun auch für den KDE-Zweig. Das Dateisystem btrfs wird jetzt standardmäßig komprimiert. Kurzum: Fedora gewährt wieder einmal einen Blick in die Linux-Zukunft.

Gnome 40

Mit Gnome 40, dem Nachfolger von Gnome 3.38, ändert sich nicht nur die Versionsnummer. Das Gnome-Projekt hat bei der Gelegenheit auch gleich eine Menge Neuerungen am Desktop durchgeführt, über die ich mich in Fluch und Segen von Gnome gerade ausgelassen habe. Die Kurzfassung: Ich finde die Optik großartig, vermisse aber zwei, drei Konfigurationsmöglichkeiten … Wenn ich auf einem großen Monitor arbeite, will ich das Dock ständig sehen, und zwar auf der linken Seite. Es ist nicht notwendig, dass dies wie unter Ubuntu die Default-Einstellung ist, aber ich fühle mich bevormundet, wenn ich diesbezüglich nicht wenigstens eine Wahlmöglichkeit habe.

Das ganzes Lamento hat mit Fedora natürlich wenig zu tun. Fedora liefert einfach den neuesten Gnome-Desktop so aus, wie die Gnome-Entwickler ihn gerade zur Verfügung stellen. Das ist ein einfacher, pragmatischer Ansatz, der diesbezüglich keine Zeit verschwendet.

Das Hintergrundbild von Fedora 34 ist so schön, dass man gar keine Fenster öffnen will.

PipeWire

PipeWire ist ein Server für Audio- und Video-Streams. Im Audio-Bereich soll PipeWire längerfristig PulseAudio ablösen. Ein Vorteil von PipeWire sind offensichtlich geringere Latenzen, aber aus eigener Erfahrung kann ich das nicht beurteilen. Gleichzeitig stellt PipeWire ein Framework zur Verfügung, das sicheres Screen Sharing bzw. Remote-Desktop-Anwendungen unter Wayland möglich macht. Schon alleine aus diesem Grund wird in der Zukunft wohl kein Weg an PipeWire vorbei gehen.

Fedora ist die erste große Distribution, die standardmäßig PulseAudio durch PipeWire ersetzt. Diese Vorreiterrolle nahm Fedora auch schon bei PulseAudio ein (Fedora 8, 2007). Die Begeisterung der Anwender hielt sich damals in Grenzen, PulseAudio war noch nicht ausgereift und verursachte viele Probleme. Dennoch etablierte PulseAudio später auch in anderen Distributionen als Audio-Standard.

Es ist zu hoffen, dass PipeWire nicht ähnliche Probleme verursacht. Bei meinen Tests ist mir nichts aufgefallen. Wenn ich nicht aus dem Studium der Release Notes wüsste, dass sich Fedora für ein neues Audio-Backend entschieden hat, hätte ich PipeWire gar nicht bemerkt. Das ist einer Kompatibilitätsschicht zu verdanken (Paket pipewire-pulseaudio). Echte Vorteile bietet PipeWire für Programme, die die JACK API nutzen (JACK Audio Connection Kit). Derartige Programme sollten jetzt auf Anhieb und ohne Konfigurationsarbeiten funktionieren.

Spannende Hintergrundinformationen bei der Analyse des Audio-Systems gibt pw-top. Es listet alle aktiven Audio-Komponenten samt Latenzzeiten auf.

Das Kommando fw-top gibt Informationen zum PipeWire-Status

btrfs

Fedora verwendet wie schon in Version 33 standardmäßig das Dateisystem btrfs. Dabei werden zwei Subvolumes für /root und /home eingerichtet. Neu in Version 34 ist die Aktivierung der Kompressionsfunktionen (compress=zstd). Dadurch werden Dateien, die sich leicht komprimieren lassen, automatisch komprimiert. Das bringt mehr, als man erwarten würde:

compsize -x /

Processed 147674 files, 97366 regular extents (106279 refs), 76200 inline.
Type       Perc     Disk Usage   Uncompressed Referenced  
TOTAL       57%      3.3G         5.8G         6.4G       
none       100%      2.0G         2.0G         1.9G       
zstd        35%      1.3G         3.8G         4.4G       
prealloc   100%      2.8M         2.8M          20M 

Die obigen Daten stammen von einer Standardinstallation von Fedora 34 mit wenigen Dateien in /home (sprich: von einer Testinstallation). Bei Dateien um Umfang von 2,0 GB hat btrfs auf die Komprimierung verzichtet. Weitere 3,8 GB wurden komprimiert, die Ersparnis betrug dabei fast 2,5 GB (also 3,8 minus 1,3).

Versionsnummern

Basis             Desktop             Programmierung   Server
---------------   ------------------  --------------   --------------
Kernel     5.11   Gnome          40   bash       5.1   Apache     2.4
glibc      2.33   Firefox        88   gcc         11   CUPS       2.3
X-Server   1.20   Gimp         2.10   Java     11/16   MariaDB   10.5
Wayland    1.19   LibreOffice   7.1   PHP        7.4   OpenSSH    8.5
Mesa         21   Thunderbird    78   Python     3.9   qemu/KVM   5.2
Systemd     248                                        Postfix    3.5
NetworkMan 1.30                                        Samba     4.14
GRUB       2.04 

Quellen / Links

Tests

Gnome 40

Pipewire

btrfs

2 Gedanken zu „Fedora 34“

  1. Naja, dass Fedora den Standard Gnome Desktop quasi Vanilla ausliefert wird wohl damit zu tun haben, dass die Hauptentwickler von Gnome alle bei Red Hat angestellt sind. Diesen Luxus haben andere Distributionen eben nicht.

  2. Von vielen Kommentatoren und fast allen Raunzern unbeachtet vollzieht sich ein Wandel, der lange gedauert hat, uns aber langfristig erhalten bleiben wird. Es setzt sich durch, was sich ohne substantielle Anpassungen installieren, warten und miteinander kombinieren lässt. Fedora habe ich nie ernsthaft benutzt, weil KDE ein Mauerblümchen und das voreingestellte Gnome ungeläufig war.

    Version 34 macht in dieser Hinsicht einen guten Eindruck. Noch schöner wäre eine kontinuierliche Aktualisierung wie bei Manjaro oder openSUSE Tumbleweed. Mittlerweile scheint sich die Ansicht durchzusetzen, dass dies die günstigste Möglichkeit ist, die Softwareentwicklung weiter zu optimieren.

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